Kuturmagazin „Der Umtrieb“ #3

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Im Folgenden findest du einige Interviews aus allen Heften des Vorgängerfanzines „Papier-Homepage“ kostenlos:

Interviews mit Punkbands: Ab 2018:

Interview mit POPPERKLOPPER

  1. Euch gibt es schon seit 1989, da wart ihr noch eine Schülerband. Welche Träume habt ihr euch seitdem erfüllen können? Wir habt ihr euch in den Jahren entwickelt? Und wie hat sich eurer Meinung nach die Szene verändert bis heute

Lars: Ein Traum ist es sicher seine Mucke selber machen zu koennen, sie im Studio aufzunehen, auf Tontraeger zu brennen und hoeren zu koennen. ausserdem ist es zu geil unterwegs zu sein. man spielt irgendwo, macht party und lernt fast immer nette leute kennen: das ist grossartig!!!!

Ich denke die Szene ist irgendwie kleiner bzw undifferenzierter geworden: heutzutage sieht man auf den konzerten oft ein sehr durchmischtes publikum!das gab es frueher so nicht. das hat vor- und nachteile…

Carsten: Damals hätte wohl keiner von uns gedacht, dass es die Band länger als ein halbes Jahr oder so geben würde. Das war anfangs mehr so ein Spassprojekt und zusammengewürfelte Leute von der gleichen Schule oder aus dem Nachbarort. Es sollten einfach mal ein paar Partys in der Eifel mit Live-Punkmucke versorgt werden, die (Süd)-Eifel war ja komplettes Punkrock-Niemandsland. Da musste erstmal geschaut werden wer welches Instrument spielt, keiner konnte irgendwas. Deshalb gab es am Anfang auch mehrere Umbesetzungen und längere Pausen, bis wir dann ab Ende 1991 unsere Stammbesetzung zu dritt hatten, und etwas ernsthafter losgelegt haben, so mit eigenen Songs und so..

Für mich ging damals schon ein Traum in Erfüllung als wir überhaupt mal unsere eigenen Songs  vor „richtigem“ Punkrockpublikum und zusammen mit anderen Punkbands präsentieren durften, z. B. im Exhaus in Trier. Der nächste Traum ging ein paar Jahre später in Erfüllung, als wir unser erstes Album aufgenommen haben und dadurch dann auch deutschlandweit Gigs spielen konnten. Das war für uns eine komplett andere Welt, das hat einen doch sehr geprägt, z. B. zum ersten Mal so Läden wie das Tommyhaus in Kreuzberg mit allem drum und dran und die Szene richtig kennenzulernen. Und dann die Ehre zu haben mit einigen unserer Punkrock-Idole aus Jugendzeiten zusammen Konzerte zu spielen, das hätte man sich vorher nicht vorstellen können. Das war alles so spannend, und irgendwann ist es dann einfach ganz normal geworden.

Natürlich hat man sich im Laufe der Jahre auch irgendwie weiterentwickelt. Musikalisch so weit wie es uns möglich (und gewollt) ist, textlich machen wir uns heute auch mehr Gedanken drum was man wie sagt. Das war einem früher scheissegal, einfach immer raus damit. Das ist oft cool, kann aber im Nachhinein manchmal auch etwas peinlich werden. Ansonsten haben sich unsere privaten Umstände natürlich auch etwas geändert. Familie, Beruf etc…da muss man nicht mehr jedes Wochenende quer durch die Republik rennen. Die Zeit ist das grösste Problem bzw der grösste Luxus geworden.

Wie sich die Szene verändert hat? Hmm…gute Frage. Ich denke es gibt bestimmt immer noch genauso viele coole Leute und genauso viele Volltrottel. Generell ist natürlich alles viel schnelllebiger geworden. Das Internet hat einiges verändert, sowohl positiv als negativ. Für neue-unbekannte Bands ist vieles einfacher geworden. Aufnahmen machen und verbreiten, Gigs organsieren etc. Dadurch gibt es heutzutage eine Riesenschwemme an Musik, was es nicht immer unbedingt besser macht. Und es wird alles immer spezieller, wo man damals von „Punk“ gesprochen hat gibt es heute zig Untergruppierungen und immer wieder angeblich neue Stil-Varianten, da blickt ja kein Mensch mehr durch. Kann sein, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl da etwas drunter leidet, weil z. B. der Deutschpunker nix mit dem Emopunker zu tun hat. Der Indiepunker findet Deutschpunk ganz furchtbar und dem Streetpunker ist Poppunk zu seicht.

2. Habt ihr irgendwelche Bands oder SängerInnen, die euch musikalisch, oder textlich beeinflusst haben, wenn ja welche wären das?

Lars: jede menge: alte englische helden a la Cock Sparrer, GBH, Damned etc, aber Auch deutsche wie zB Slime, VKJ, Canal Terror oder Razzia um den Punksektor anzusprechen. aber wir haben alle einen recht weit gefaecherten musikgeschmack und somit Auch weit reichende einfluesse: zB Auch Einstuerzende Neubauten, The Prodigy. Ich selber mag Auch klassischen RNR oder Psychobilly oder Auch Social Distortion und die Stones + ganz klar Auch Motorhead!!

Carsten: Ja, natürlich wurden wir beeinflusst und werden es immer wieder aufs neue. Jeder hat ja so Schlüsselerlebnisse im Leben wo es Klick macht und danach nichts mehr so ist wie vorher. Bei mir war das z. B. so als ich zum ersten Mal „Heatseeker“ von AC/DC im Radio gehört hab. Ich denke die Young-Brüder haben bei mir überhaupt erstmal ausgelöst dass ich ne Gitarre in die Hand genommen habe. Oder als die Horrorschau von den Hosen rauskam. Die Slime Live 84 hat mich beim ersten Hören auch komplett weggeblasen. Klassiker wie Ramones, Pistols etc hat man natürlich jahrelang rauf und runtergehört. Durch so Sampler wie den 1. Schlachtrufe Teil oder Deutschpunk Kampflieder haben wir dann die ganzen alten Deutschpunkklassiker abgefeiert und teilweise auch live viel gecovert. Ende der 90er hat uns dann die skandinavische Rock’nRoll Welle voll erfasst, Hellacopters, Gluecifer, Turbonegro. Und durch diese Bands hat man dann wiederum deren Einflüsse kennengelernt. Über die Jahre ist das Musikspektrum was man sich so alles reinzieht immer breiter geworden. Da ist in meinem Fall mittlerweile auch viel Blues, Krautrock, Psychedelic Kram und so dabei..

  1. Ihr habt mehrmals das Label gewechselt. Wie kam es dazu, und wo hat es euch am besten gefallen?

Lars: Zuerst waren wir bei Hoehnie Rec: dort kam es nach einigen Jahren zu sagen wir mal Meinungsverschiedenheiten…..danach waren wir bei Suppenkasper….Auch dort gab es nach einer Weile Meinungsverschiedenheiten….nun sind wir zum glueck bei Aggro:dort sind wir sehr sehr zufrieden!!!

Carsten: Bei Höhnie bzw Nasty Vinyl waren wir ja recht lange. Anfangs war das für uns alles total geil, was die für uns gemacht haben. Wir hatten halt auch noch überhaupt keine Ahnung von dem ganzen und um finanzielle Sachen haben wir uns nie richtig gekümmert. Zum Bruch kam es einmal wegen der Musik an sich, ich denke Höhnie hatte keinen Bock auf Rock’nRoll Einflüsse im Deutschpunk, und es hatte sich immer mehr herauskristallisiert dass da jede Menge Beschiss an uns am laufen war, wegen Abrechnungen, Schwarz-Pressungen und so. Einerseits sind wir den Typen im Nachhinein dankbar dass sie uns damals rausgebracht und unsere Band damals richtig ins rollen gebracht haben. Andererseits haben die uns gut verarscht und abgezockt. Der Wechsel zu Suppenkazper war dann letztendlich auch nicht so geil wie von uns erwartet. Da lief nicht viel in Sachen Support vom Label, es ging eigentlich auch nur drum Kohle zu machen, was mit uns wohl auch nicht gut gelungen ist. Hat vielleicht auch etwas am No Compromise Album gelegen (komplett auf englisch und etwas rockiger als sonst), was natürlich in der Deutschpunkszene, in die wir nunmal eingeordnet werden, schwierig war.

Für das nächste Album Was lange gärt… mussten wir mehr so aus der Not heraus wieder das Label wechseln und es hat sich leider nur 1 Option mit Nix gut ergeben, was von uns eigentlich garnicht gewollt war. Das war so eine seltsame Zusammanarbeit zwischen denen und Suppenkazper, bei der wir als Band wiedermal ziemlich auf der Strecke geblieben sind. Leider hatte Matze von Aggropunk mich damals gerade ein paar Wochen zu spät angerufen um mir von seinem neuen Label zu erzählen, sodass wir dann erst mit der nächsten Scheibe bei Aggropunk starten konnten. Und das war dann auch das erste Mal dass wir wirklich 100% zufrieden waren, es ist für uns das perfekte Label. Die Jungs, die ja auch selbst Musiker sind, wissen genau wie es läuft, es ist total harmonisch und wir bekommen den bestmöglichen Support. Deshalb wird unser neues Album auch wieder auf Aggropunk erscheinen, VÖ ca. Spätsommer/Herbst 2017. Und es gibt dieses Jahr im Oktober wieder ein Aggopunk-Label-Fest, was mit Sicherheit ein Knaller wird.

 4. Es gab bei euch eine Umbesetzung; woran lag das? Kindersegen?

Lars: Angefangen als schuelerband fand sich 91 die truppe die fortan zusammen rocken sollte: erste eigene songs,demos und platten wurde gemacht. 2001 gab es sagen wir mal meinungsverschiedenheiten und helge(bass) wurde durch poeppel ersetzt. mit ihm haben wir bis 2016 zusammen gespielt. aber ihm wurde einfach alles zu viel: Band,Job,Haus,Kinder etc….ausserdem lebte er als einziger von uns noch in bonn. Carsten und ich in trier:somit war es fuer ihn recht schwer immer zum proben,konzert etc runter zu kommen…Carsten und ich haben regelmaessig dann nur zu zweit geprobt. das konnte auf dauer nicht gut gehen…2016 hat poeppel dann die band verlassen und udo kam an bord!! mit ihm haben wir schon einige konzerte gespielt und unsere neuste platte aufgenommen die im spaetsommer erscheinen soll. ausserdem sind nun Auch wieder mehr konzerte geplant!!

kindersegen ist schoen: wir haben alle kinder…

Carsten: Nach den Umbesetzungen ganz zu Anfang hatten wir für ca 10 Jahre eine stabile Besetzung, bis Helge (Bass) Ende 2001 ausgestiegen ist. Ich denke das war überwiegend eine Frage des eigenen Anspruchs und der Zuverlässigkeit. Sein Nachfolger Poeppel war jetzt 14 Jahre dabei und hat Ende 2015 seinen Ausstieg angekündigt. Das lag wohl hauptsächlich an Zeitproblemen, privat viel um die Ohren und die Entfernung Trier-Bonn, was z. B. wegen Proben schwierig war. Anfang 2016 ist dann Udo eingesprungen, mit dem ich vorher auch schon einige Jahre zusammen bei den Dynaminds gespielt hatte.

5. Wie waren eure Konzerte, die ihr im Ausland gespielt habt? Wie hat sich das Publikum unterschieden, und wie kamt ihr dort an, zB in Russland?

Lars: auslands-gigs sind immer cool: ist halt was besonderes !!!besonders besonders war russland:) dort waren die leute sehr gut drauf und haben uns frenetrisch abgefeiert!!dort waren wir bei unserem ersten besuch so was wie exoten…beim zweiten besuch war das dann schon nicht mehr sooo abgefahren.aber wie gesagt:ausland ist immer toll

Carsten: Ein Konzert im Ausland zu spielen ist immer ein ganz besonderes Highlight, gerade dann wenn man zum ersten Mal in diesem Land unterwegs ist. Dabei ist es sehr spannend zu sehen wie die Leute drauf sind und wie die eigenen Songs ankommen. Österreich und Schweiz sind ja vergleichbar mit Deutschland, aber Russland war z. B. was komplett anderes. Das erste Konzert in Moskau war der Wahnsinn. Der Laden war proppenvoll, eine supergeile Stimmung. Einige Leute haben sogar unsere Texte mitgesungen. Das war Gänsehaut pur! Das ist da natürlich eine komplett andere Welt. Manche Sachen sind uns erst im Nachhinein richtig bewusst geworden, z. B. wie gefährlich das da ist nachts alleine über die Strasse zu laufen, oder was es generell bedeutet da als Punk rumzulaufen. Selbst in England haben wir sehr gutes Feedback bekommen, hätte ich nicht gedacht, so als deutsche Punkband mitten in London, da ist man doch schon ein wenig aufgeregt.

6. Ist Deutschpunk für euch Kosewort, oder Schimpfwort, wie es die Plastic Bomb es mal formulierte. Was ist für euch Punk, und was ist das Positive daran?

Lars: Punk ist fuer mich eine grundeinstellung zum leben allgemein. dabei kommt es nicht drauf an ob du jetzt die richtige musik hoerst oder klamotten traegst…die einstellung muss stimmen.

deutschpunk ist fuer mich weder noch: es gibt dort wie in (fast)jeder musik richtung geile und schrottige bands….

Carsten: MAKE DEUTSCHPUNK GREAT AGAIN!! Tja, das ist so ne Sache. Für mich ist es zumindest teilweise auch schon seit langem fast eher ein Schimpfwort. Aber so pauschalisieren kann man das natürlich auch nicht. Das müssen wir erst nochmal in unserem Band-Plenum ausdiskutieren um hier eine 100% zutreffende Antwort geben zu können….hahaha….es gibt halt schon lange so eine riesige Schwemme an Deutschpunk-Bands, ich hab da schon seit Jahren überhaupt kein Überblick mehr, da ich mich natürlich nicht seit 25 Jahren ausschliesslich mit Deutschpunk beschäftige. Mal abgesehen von den Bands mit denen wir zusammen Konzerte spielen krieg ich da relativ wenig von mit. Einige Bands versuchen sich ja irgendwie von dem Begriff abzusetzen, das ist dann „deutschsprachiger Punkrock“ oder was weiss ich. Das sind dann wieder so Haarspaltereien, die jeder für sich selbst anders interpretiert. Eigentlich ist es doch auch scheissegal wie man das nennt, entweder gefällt einem ne Band oder halt nicht. Wir werden ja auch überwiegend in den Deutschpunktopf geschmissen, der Bandname tut natürlich einiges dazu, auch wenns musikalisch teilweise nicht 100% zutrifft, aber ist ja auch egal. Für mich ist es einfach Punk.

Ja, was ist Punk? Punk ist halt einfach das geilste, und das ist auch das Positive daran. Ich will aber jetzt hier auch keinen philosophischen Essay darüber verfassen, was Punk ist und was nicht.

7. Was haltet ihr von dieser Gesellschaft und wie sie sich seit 2015 entwickelt hat zB im Bezug auf die Flüchtlinge. Was haltet ihr von Patriotismus, Werten und politischem Engagement?

Lars: gesellschaftliche probleme gab es ja immer schon und wird sie Auch immer geben. aktuell allerdings finde ich ist mal wieder eine extreme zeit gekommen in der mal wieder mehr menschen farbe bekennen sollten und sich nicht hinter irgendwelchen fassaden ihrer eigenen borniertheit und rueckgratlosigkeit verstecken sollten…..es ist wieder eine zeit in der man fuer werte und ideale eintreten sollte und das nicht nur auf dem papier

Udo: Werte wie Toleranz, Offenheit Neuem gegenüber und weniger Egoismus würden der derzeitigen Lage sicherlich gut tun. Wenn jeder ein Stück weit daran für sich arbeiten würde, gäbe es auf einen Schlag schon weniger Probleme. Für viele scheint es ja einfach zu sein, aus ihrer Komfortzone heraus, die Schuld bei bei Schwächeren zu suchen.

Carsten: Tja, irgendwie ist „rechts sein“ und Rechtsradikalismus ja mittlerweile scheinbar auch salonfaehiger geworden, oder zumindest wird es offener gezeigt. Das sieht man ja nicht nur in Deutschland. Ein ekelhafter Trend. Das Gedankengut war ja immer schon da, das ist ja nichts Neues, nur jetzt ist die Hemmschwelle bei vielen Leuten scheinbar nicht mehr so hoch so was auch zu zeigen. Und es sind verdammt viele Leute, die es immer noch nicht oeffentlich zeigen, die ganzen AFD Waehler sind ja auch irgendwo unter uns. Das sind ja nicht alles nur die offensichtlich rechten Leute, die man ueberall sieht. Die Pegida-Deppen in Dresden z. B. meinen sie koennten nochmal so wie 1989 als „Volk“ einen richtig grossen Umschwung bewirken. Das haelt sich ja leider schon laenger, aber da sind ja zum Glueck auch solche daemlichen Typen dabei, die das Ganze durch ihr eigenes Zutun frueher oder spaeter selbst wieder abschaffen. Am geilsten und bezeichnend fuer den ganzen Schwachsinn finde ich immer noch so Typen die bei der Pegida-Demo mit nem Schild „GEZ abschaffen“ rumlaufen. Damit ist eigentlich alles gesagt. Einen grossen Anteil an solchen Tendenzen haben natuerlich auch hier wieder die Medien, die solche Themen wie „Fluechtlingskrise“ teilweise so was von uebertrieben ausschlachten. Da werden jede Menge stumpfe Idioten je nach Darstellung so richtig schoen bedient und bestaetigt. Leider kommt nie richtig zur Geltung wieviele Menschen gegen diesen ganzen Schwachsinn sind und sich auch bei dem Thema richtig engagieren. So was interessiert halt keinen, lieber Schock-Meldungen und Hetze, das zieht immer mehr bei den Leuten. Das ist wie in der Politik, Stimmungsschwankungen werden ja nicht unbedingt immer nur durch die Art der Politik verursacht, sondern auch durch die Art der Darstellung. Wenn z. B. ueberall zu lesen ist dass Angela Merkel einen guten Job macht und ueberaus beliebt ist, dann ist das einfach so. Was sie tatsaechlich macht, wird dabei nicht hinterfragt. Das was den Leuten vorgegaukelt wird, ist dann die Wahrheit.

8. Ich höre gerade „Hoffnung“, wo ihr über die Erschießung krimineller Personen gesungen habt. Meint ihr, dass politische Änderung sich mit Gewalt erzwingen lässt? Seit ihr für die Todesstrafe von Kinderschändern? Oder geht es in dem Lied einfach nur um den Frust, der raus muss?

Lars: der name hoffnung ist bei diesem lied eher woertlich zu nehmen: es geht um ausgleichende gerechtigkeit. ich bin kein befuerworter der todesstrafe! bei gewissen individuen bin ich aber voll und ganz fuer schwere strafen oder Auch therapien die die restlichen menschen vor solchen sch…schuetzen muss!

Udo: Wenn die zwei Jungs Befürworter der Todesstrafe wären, wäre ich wohl heute nicht dabei.

Carsten: Genau, das war wohl eher bildlich gemeint, um auszudrücken wie sehr einem so ne Scheisse aufn Sack geht. Wir sind natürlich extrem friedliebende Menschen, die grundsätzlich jede Art von Gewalt ablehnen. Aber andersrum könnte man vielleicht auch sagen dass ich die Gesellschaft und die Menschheit insgesamt hasse. Ich bin klar gegen Todesstrafe.

9. Wie ist die DVD, die 2010 erschienen ist. Vielleicht könnte ihr beschreiben, was uns Interessenten da erwartet?

 Lars: die DVD ist cool:) ist bis zu diesem zeitpunkt ein sammelsorium von PK-songs ueber die ersten 2 dekaden: eine best-of-sammlung gemixt mit alten zT lustigen fundstuecken und wird abgerundet durch den live-mitschnitt des 20-jahres-konzerts inkl thommy Molotow und patty pattex

Carsten: Ui, das ist ja schon 7 Jahre her…naja, da wir noch kein Livealbum rausgebracht haben und es sonst auch nur vereinzelt Liveaufnahmen von uns gibt, ist die DVD als Ersatz dafür ganz gut geeignet. Sie gibt ein typisches PK Konzert in gutem Sound wieder.

10.Euer Sound ist ja ziemlich geil, Welche Instrumente-Marken spielt ihr? Legt ihr auf ein spezielles Equipment wert?

Lars: ja, mittlerweile legen wir wert auf spezielles equipment: ich spiele ein Ludwig-schlagzeug meines jahrgangs:)

Udo: Als Musikliebhaber legt man wohl zwangsläufig Wert auf den Sound. Klar ist aber auch, dass gutes Equipment nicht gleich einem guten Sound bedeutend ist. Mein Fender Precision Bass ist derzeit für mich unersetzlich. Der Sound passt hervorragend zur Musik. Beim Verstärker lege ich viel Wert auf Zuverlässigkeit und Robustheit. Wichtig ist, dass man seinen Kram kennt und ihn einzusetzen weiß.

Carsten: Danke. Wir versuchen einfach mit unserem Material das Beste rauszuholen. Ich persönlich stehe total auf guten alten 70er Jahre Rocksound, der nunmal am besten mit entsprechender Vintage Ausrüstung gelingt. Modern ist nicht so mein Ding. Am wichtigsten finde ich aber dass es authentisch klingt, nicht nur dass es fett klingt. Wenns dann authentisch und auch noch fett klingt, hab ich natürlich auch nix dagegen. Ich spiele live überwiegend ne Gibson SG über nen 80er Jahre Marshall JCM800 oder nen 70er Jahre Orange OR120 + Orange Box. Bei Studioaufnahmen kommt natürlich noch einiges mehr zum Einsatz, da wundert man sich manchmal wie unterschiedlich geil oder auch nicht geil verschiedene Sachen sein können.

10. Könnt ihr Nachwuchsbands etwas raten, was den Proberaum angeht oder sonstige Organisation der Bandentwicklung zB was Konzerte angeht, oder Merchandising.

Udo: Ich kenne einige Bands die sich nur noch Dateien hin und her schicken, da sie sich nur selten im Proberaum treffen können oder wollen. Das gemeinsame Arbeiten an Songs und das Miterleben wie Songs wachsen und die Interaktion, die dabei entsteht, bleibt dann aber Außen vor. Daher mein Rat: Spielt zusammen so oft es geht!

Lars: ein guter rat waere: legt wert auf gutes equipmet und raum: es lohnt sich und uerlegt euch gut mit welchem label ihr euch einlasst…

Carsten: Genau, bevor man irgendnen Scheiss-Deal mit nem Label eingeht, macht man besser alles selber. Und passt auf mit wem ihr euch den Proberaum teilt, damit nicht staendig was fehlt oder im Arsch ist. Ansonsten, einfach machen und auch wenns mal ne Zeitlang nicht richtig laueft, immer weitermachen. Man braucht motivierte Leute in der Band, wenn jemand nicht richtig dahintersteht, bringts auf kurz oder lang nix.

11. Was treibt euch an Musik zu machen?

Lars: mich treibt der spass an der musik an und die tatsache so eine moeglichkeit zu haben politisch taetig zu sein, menschen zu erreichen und natuerlich der spass am ganzen: proben, auf gigs mit den jungs etc…..

Udo: Bevor ich bei den Popperkloppern eingestiegen bin, habe ich einige Jahre in keiner Band gespielt. Irgendetwas fehlt dann, das lässt sich aber nicht genau beschreiben. Es ist auf jeden Fall ein Ausgleich zum Alltag. Wo andere Sport zum Abreagieren brauchen, bevorzuge ich lieber eine Probe oder einen Auftritt.

Carsten: 1 x in der Woche mit den Jungs treffen zum Krach machen und Bier trinken, einfach herrlich. Und natürlich die Konzerte, wo man immer wieder alte Bekannte trifft. Mein Anspruch war es von Anfang an eigene Mucke rueberzubringen, und nicht in so ner Coverband zu landen. Wenn ich da solche oft peinlichen Coverbands sehe, so was koennte ich mir nicht lange geben (OK, finanziell gesehen waer das sicherlich die interessantere Variante, aber darum gehts nicht, es geht um den Spass an der Sache). Ja, und die Texte natuerlich. Da ist fuer uns schon wichtig dass da immer ne richtige Aussage dahinter ist. So belanglose Schwachsinnstexte, das ist nix fuer uns. Wir wollen schon was bewegen und zum Nachdenken anregen.

12. Wie ist die Punkszene in Trier?

Lars: die szene in trier ist ueberschaubar aber intakt und gut, mann kennt sich, mann mag sich:)

Carsten: Ich hab das Gefuehl dass die Punkszene insgesamt und auch in Trier immer mal wieder groesser und kleiner wird. In Trier spielt sich das hauptsaechlich im Exhaus ab, wo die meisten Konzerte stattfinden. Leider ist es da momentan ziemlich ruhig wegen krassen Brandschutzauflagen und so.

13. Was haltet ihr von der aktuellen Deutschrockszene zB Freiwild, Berserker, Rogers, Hangar X, Unantastbar etc? Wie findet ihr die Böhse Onkelz?

Lars: ich Weiss Ehrlich gesagt nicht ob man diese bands alle ueber einen kamm scheeren kann/darf? ich kenne die alle nicht…ausser freiwild:von denen und ueber die hab ich einiges gelesen: und das war Weiss gott nicht cool…..musikalisch nicht und textlich schon gar nicht! generell gibts da anscheinen ne menge bands die auf diesen deutschrockzug aufspringen: politik egal, hauptsache spass und kohle machen oder wie????nicht meine welt!!!!!

die onkelz haben sich in vielerlei hinsicht selbst disqualifiziert……obwohl sie sich ja in juengerer zeit anscheinend von ihrer braunen vergangenheit distanziert haben sollen??

Udo: Da geht’s mir wie dem Lars, nicht meine Welt.

Carsten: ich kenne ausser den Onkelz die genannten Bands auch nicht, ausser teilweise vom Namen her. Die Onkelz sind ja so ne Sache. Da hat man ja in den vergangenen 20-30 Jahren schon 1000 Diskussionen mitbekommen, irgendwann hats einfach nur noch genervt. Man kann ja nicht einfach sagen der Typ im Onkelz Shirt ist ein Nazi. Das ist viel zu stumpf. Aber dass die tatsaechlich nochmal anfangen, das hatte echt keine Sau gebraucht…wahrscheinlich weil sie Freiwild die Kohle nicht goennen und lieber selbst nochmal richtig abkassieren wollen. Ernst nehmen kann man die Typen ja eh nicht mehr. Viele andere Bands, die mal als Punkband angefangen haben und dann auf diesen seltsamen, belanglosen Deutschrock aufgesprungen sind, und teilweise erstaunlich erfolgreich damit sind, meistens ist es einfach nur total langweilige, primitive, ueberproduzierte Rockmusik mit Punkrockeinfluessen. Wundert mich dass so viele Leute so ne Mucke geil finden, aber die Geschmaecker sind halt unterschiedlich. Die einsamen Woelfe, die von allen schlecht behandelt werden, aber selbstverstaendlich so stark sind dass sie es allen noch richtig zeigen werden….heul…jammer…mein Gott, was fuer Wuerste…aber scheinbar ist so was genau das richtige fuer frustrierte, besoffene Dorfbauern mit ihren aufgemotzten Billig-Prollkarren. „Ja, genau, die meinen ja mich. Die sprechen mit total an. Das was die singen passiert mir ja auch staendig“. Einfach nur peinlich. Man weiss garnicht wie man auf solche Deppen reagieren soll. Mitleid? Auslachen? Ignorieren? Sie leben halt in ihrer Onkelz-Saufen-Proll-Auto-Welt, sie raffen es eh garnicht.

14. Für wie wichtig haltet ihr eine intakte Fanzine-Szene fr die Bands?

Lars: Fanzines waren immer schon wichtig fuer die szene und werden es Auch immer bleiben!

Udo: Von Musikliebhabern für Musikliebhaber gemacht. Vor allen Dingen ziehe ich jederzeit ein Heft dem Bildschirm vor.

Carsten: Ich habe grossen Respekt vor Leuten die sich so zeitintensiv (und hoechstwahrscheinlich fuern Appel und n Ei oder dabei drauflegen) fuer so was einsetzen und weiter durchhalten, auch wenns schlecht laeuft. Und ich denke durch das Internet hat sich da garantiert auch einiges geaendert.

15. Wie sind eure Gedanken zum Thema Kommerz?

Lars: ein song auf unserer kommenden scheibe heisst:“der kapitalismus ist schuld“…..

Udo: Man sollte Dinge tun, von denen man überzeugt ist. Wenn das gewinnbringend ist – Glück gehabt. Wenn ich Dinge nur wegen es Geldes tue, dann finde ich es bedenklich und das geht wahrscheinlich nicht lange gut.

Carsten: Das ist auch so ein Thema was man auf Punk bezogen stundenlang hin- und herdiskutieren kann. Jeder hat eine andere Meinung dazu. Wo faengt Kommerz an? Was ist noch Punk? Da gehen die Meinungen so stark auseinander. Ein gutes Beispiel sind die Hosen. Natuerlich ist das extremer Kommerz und die sind alle Millionaere. Ist doch klar. Man kann ja davon halten was man will, aber ich finde sie halten in ihrem moeglichen Rahmen immer noch die Punkrockfahne hoch, und engagieren und bekennen sich sehr stark bei politischen/gesellschaftlichen Themen. Und sie ueberraschen immer wieder mit saucoolen Aktionen, wie Wohnzimmerkonzerten, SO36 Soligig, oder jetzt mit der Learning English Part 2.

Selbst wir als kleine Punkband haben zum Thema Kommerz schon oefters Vorwuerfe zu hoeren bekommen, Eintritt zu teuer, Gagendiskussionen etc, was in unserem Fall echt laecherlich ist.

Manche Leute muessen einfach aus Prinzip immer schon dagegen sein, auch wenn sie oft keinen blassen Schimmer haben was bei ner Band so alles an Aufwand/Kosten dahintersteckt. Proberaummiete, Equipmentkosten/Reparaturen, Studiokosten, Fahrtkosten, Vorkasse fuer Merch und so. Da wird dann einfach mal pauschal protestiert dass je nach Veranstaltung z. B. 6-8 Euro fuer 3-4 Bands zu viel sind, oder halt so Gagendiskussionen. Manchmal muesste man bei diesen nervigen Diskussionen echt mal konkret ueber Zahlen sprechen, aber das ist ja auch zu bloed. Ich hab auch keinen Bock mit jemandem da stundenlang zu diskutieren, weil man eh nicht auf einen Nenner kommt. Fakt ist jedenfalls dass bei so Bands wie uns die Bandkasse staendig leer ist, bzw das was drin ist immer wieder in die Band investiert wird. Da bleibt nix uebrig. Vielleicht machen wir ja auch einfach nur was falsch…

Egal was du als Punkband machst, alle anderen kriegen immer schoen ihre Geld (der Typ im Studio, das Presswerk, der Merchhersteller, das Label, der Typ fuer die PA, der Laden/Getraenkeverkauf etc etc), nur die Band selbst soll moeglichst immer alles fuer lau und als Soli machen, weil es sonst ja schliesslich „Kommerz“ und kein Punk ist. An dem Thema sind schon vor langer Zeit Bands wie die Scherben dran zerbrochen.

Ansonsten ist Kommerz im Alltag ja allgegenwärtig und wird immer weiter perfektioniert. Es wird dem Konsumenten immer leichter gemacht zuzuschlagen um seine Kohle loszuwerden. 3-2-1 meins. Und da natürlich jeder immer alles haben muss, ist das ja auch eine ganz tolle Sache.

Ansonsten noch zum Abschluss: unser neues Album „Wolle was komme“ erscheint ca. im Spaetsommer/Herbst 2017 bei Aggropunk, und es wird richtig richtig gut. Versprochen.

Wir spielen vorher noch ein paar Shows wo wir auch schon neue Songs praesentieren werden, und dann halt nach Veroeffentlich nochmal vermehrt Shows. Schaut bei uns auf Facebook vorbei, da steht immer alles aktuell.

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Interview mit Umluft 180


1.
Ihr besteht aus Nic (Gitarre, Gesang), Steve (Bass), Matze (Gesang, Gitarre, EGeige, Gitarre), Frenke (Schlagzeug). Wie alt seid ihr momentan?

Hi, ich bin der Matze, bin 28 Jahre alt, sehe aus wie 17 oder 19 (nicht wie 18) und verhalte mich wie 2-3, wobei wir in dem Fall nicht von Jahren, sondern von Monaten sprechen.

Was die anderen angeht, habe ich ein Rätsel: Nic ist ein Jahr jünger als Steve, aber Frenke ist 4 Jahre Älter als Nic und Matze ist 2 Jahre jünger als Frenke. Wie alt ist Peter?

2. Wie ich im Internet lese, kommt ihr aus München. Ein Mitglied ist nach Amerika gezogen? Ist das das jähe Ende der Band? Daher zunächst mal die eigentliche Endfrage: Was sind eure Zukunftspläne mit der Band. Wie wird es weitergehen? Welche Probleme stellen sich euch in der Zukunft?

Nicht ursprünglich, aber in München haben wir uns zusammen gefunden. Ich, der Matze, bin nach USA gezogen und das ist niemals das Ende der Band. 20 von ca. 40 niedergeschriebene Songtexte sind noch ungesungen, nur leider stammen sie aus meinen Perspektiven von bis zu vor 5 Jahren und es ist bisschen schade, dass ich den Frust nicht genau dann raus schreien kann, wenn er mich am meisten bewegt. Allerdings vertrete ich nach wie vor alle Messages und möchte zusehen, dass die alle noch irgendwie zum Einsatz kommen, was schwer ist, da Nic jetzt auch schon fleißig immer mehr Texte schreibt und das meiner Meinung nach auch super ist, denn er schreibt bei uns die “Hits” und es war mir schon immer ein wichtiges Anliegen, unsere Zuschauer auszubeuten und dass sich nur die Arbeiterklasse den Eintritt zu unseren Gigs leisten kann. Der Rest soll Arbeiten gehen, denn irgendwo müssen unsere BigMacs ja herkommen.

Ja, ich bin nach USA gezogen. Leider nicht nach Oklahoma, wo die Weiden blühen und die Kühe grasen. Der Nic hat mich damals darauf aufmerksam gemacht wie ulkig der Name “Oklahoma” überhaupt ist und dann entstanden diese Klischees, obwohl in Wirklichkeit Oklahoma ein reinster Wüstenstaat nach Texasmanier ist, der aber nichts desto trotz seine ulkige geographische Grundform behält.

Ich bin allerdings nach Kalifornien und drehe dort einen Film. Da wir hier ein schriftliches Interview haben, kann ich schon die nächste Frage lesen und deshalb sage ich jetzt noch nicht, worum es da geht.

Nun zur Realität: Ja, das Problem, das sich immer stellt ist die seltenen Bandproben und vorallem neue Lieder auf die Beine zu stellen. Ich bin jedes halbe Jahr 2-3 Wochen in München (und auch in Bäumenheim und Peine). Ich hoffe, dass sich diese Abstände verringern können, denn ich liebe es auch mit Umluft 180 zu spielen und bei der Gelegenheit möchte ich einen Gruppennamen aus dem damaligen Schuelervz zitieren: “Wer Sex für das geilste hält, war noch nie bei ner Bandprobe”.

3. Was wollt ihr mit der Musik erreichen? Was genau kritisiert ihr an der Gesellschaft? Vielleicht könnt ihr es nochmal beschreibend wiedergeben, was sich in euren Liedern gedanklich so alles tummelt?

Ich möchte Klischees widerlegen und hauptsächlich unwiderlegbare Fakten aufstellen, die einen Hörer zum selbstreflektieren anregen, der Job den eigentlich die Zeitungen haben. Mein Ziel ist es nicht, Leuten zu sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Das soll jeder für sich selbst entscheiden.

Ich will dabei sowohl die Diskriminierung seitens der Gesellschaft gegenüber der Punkszene anprangern, sowie Pauschalisierungen, Dogmatismus und destruktives Mitläuferverhalten, welches Vorurteile bestätigt und dafür sorgt, dass die gesellschaftskritischen Messages nicht ernst genommen werden. Leider bestätigen wenige oft, was die meisten über alle denken und damit ist jetzt Schluss. 😀 Frenke zähl ein! Aber dafür muss ich erstmal den Proberaum erreichen, denn oft komme ich zu spät und ohne Paulaner Spezi geht sowieso gar nichts.

Auch in meinem Film und jegliche sonstige Aktionen, die von mir ausgehen, geht es um genau diese Botschaften, weil das meine Leidenschaft ist und wofür mein Herz konstant schlägt.

Aus egoistischer Sicht geht es mir auch darum, Songs zu spielen die geil klingen, weil sie so klingen als kämen sie aus den 80ern. Die Mucke fasziniert mich und diese Faszination möchte ich mit anderen teilen.

Was die Messages sind kann ich am besten nur von den folgenden Songtexten sagen:

OH DIE LIEBER: Fangen wir mit dem Wichtigsten an. Hier geht es um Bier.

…Ok, an sich geht es anfangs darum, dass sich ein christlisches Weihnachtslied über einen Heiligen anbahnt, ABER HALT! PLÖTZLICH! geht es um Sauforgien und dass man Bier auch vor 4 trinkt. Damals war das sogar provokativ gedacht, aber provokativ ist das nicht, wird auch niemanden provozieren und vermutlich gefällt es sogar der CSU.

IDOLE: Mobbing durch Medien seitens Stefan Raab, Dieter Bohlen in Verbindung mit der Tatsache, dass Menschen dadurch auch traumatisiert werden und das ganze bis hin zu Selbstmord und Amoklauf führen könnte.

BLINDER PASSAGIER: Menschen, wie ich sie kennen gelernt haben. Sie kommen an, betreten eine Szene, ziehen sie in den Dreck und hauen wieder ab. Sie steigen ein und wieder aus, wie blinde Passagiere eben. Ich habe den Song Blinder Passagier von dem Bösen Bob Eugen gehört, wusste nicht worum es geht und hatte die Vermutung, dass es um sowas gehen könnte. Dann dachte ich, geile Metapher und egal ob ich recht hab, oder nicht, schreibe ich nen Text darüber und bis heute weiß ich immer noch nicht, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag.

DIVERSITY: Die ewige treue zu einem Selbst und die Aufrechterhaltung der Individualität durch Abgrenzung vom Mainstream, die in der Summe als Diversity bzw. Vielfalt bezeichnet werden kann. In dem Song wird dem Mainstream aber auch die Freiheit gelassen, ihr Leben so zu leben wie sie wollen und die Botschaft geteilt, dass ich allerdings niemals dazu gehören will. Ausnahmen was die Toleranz des Mainstreams angeht, sind hier die Intoleranz gegenüber Menschen die anders sind. An sich kann man Diversity als meine persönliche Definition von “Punk“ verstehen. Das ist der aller älteste Song, den ich irgendwann im Jahr 2008 mit für meine damaligen Band aus Rheinland-Pfalz “Ära-F” geschrieben habe. Damals, als ich Hardcorepunk neu entdeckte, fand ich Exploited und Casualties super und wollte einen Song, in dem Stil schreiben. Ist zwar nicht so geworden, aber dafür viel geiler.

GUTMENSCH: In der Gruppe DieFreiheitsliebe habe ich einen Artikel gelesen, in dem es quasi um das Geständnis des Gutmenschentums ging. Die Gelegenheit hat mich dann auch noch inspiriert, mich als Gutmensch, Weltverbesserer und Moralapostel zu positionieren und zu outen, was auch innerhalb der Punkkultur oft gegen den Strom geht. Ich hatte mal sogenannte “Klischeefreie Aktionen” in München organisiert, wo wir aus der Ferne, dem Klischee entsprechen, aus der Nähe aber nicht, da wir nicht nur auf dem Boden sitzen, sondern auch Schach spielen und klassische Musik hören und der prollige Kasten besteht aus Adelhölzener, einer Sprudelmarke. Daneben hatten wir ein Schild mit der Aufschrift: “Wir sind genau das, was ihr denkt”. Da habe ich auch Kritik bekommen, meine Aktion wäre scheiße, denn man wolle sich nicht der Gesellschaft anpassen, dabei geht es ja insgesamt um die Symbolik der Message “Wir sind nicht das Klischee”. Mein andauerndes als Hippie und Weltverbesser bezeichnet zu werden hat mich dazu animiert, den Konflikt zwischen Realisten, Träumern und Pessimisten zu reflektieren und ebenfalls einen persönlicher Konflikt mit einem Freund mit einzubauen, mit dem ich mich zerstritten hatte, der sich meiner Meinung nach narzisstisch Verhalten hat und der Meinung war, alles ist eh scheiße, also kann man sowie so nichts ändern.

BÜROKRATIE: Meine eigene Erfahrung in der Bürokratiewelt, indem ich von zwei unfreundlichen Mitarbeitern des KVR München, die null von den Kompetenzen der anderen wussten, hin und hergeschickt wurde, mich jedes mal erneut anstellen musste und obendrein gab es soweit ich weiß, auch noch ne Bearbeitungsgebühr. Diese Erfahrung bzw. die tausend anderen Erfahrungen, die ich mit der beschissenen Deutschen Bürokratie gemacht habe, gepaart mit dem Passagierschein A31 aus nem Asterixfilm haben den Song zu dem gemacht, was er ist.

SOLARIUM IM ALTERSHEIM: Es geht um die Selbstzerstörung des Menschen durch die Vernichtung ihrer Umwelt und die Verpestung der Luft, Kriegsführung, Erschaffung der Atombombe, sowie die Ignoranz gegenüber der Folgen und der “Nach mir die Sinnflut Attitüde” unserer Welt, von der auch ich zugeben muss, dass ich davon ein wenig habe. Es ist aber was, an das ich ebenfalls arbeiten kann. Und das ist mir in den Songs auch wichtig, auch Selbstkritik zu üben und nicht immer mit den Fingern nur auf andere zu zeigen. Auch das Logo soll im übertragenen Sinne Selbstkritik zeigen, dass quasi ich Spaß habe aufgrunddessen habe, dass Technik dafür produziert wurde, es allerdings schädlich für die Umwelt ist. Gitarre spielen ist wohl jetzt vergleichsweise harmlos, aber die Symbolik eines Ofens, der gleichzeitig Verstärker ist, indem die Erde erhitzt wird, fand ich einfach perfekt als symbol für die globale Erwärmung.

Das Altersheim ist die Erde. Quasi das Heim für eine Gruppe von Menschen, die immer altern. Die Menschheit wird immer älter. Irgendwann erträgt sie die Hitze in dem Altersheim nicht und verbrennt. Es kann gut sein, dass ich die Idee durch den Film Final Destination 4 bekommen habe, in der sich eine ausversehen in einem Solarium einspert und verbrennt. Am Ende des Songs wird das ganze noch als Euthanasie bezeichnet, was wörtlich übersetzt „Süßer Tod“ bedeutet und im Zusammenhang während des dritten Reiches war es die Tötung von Menschen, die zu alt geworden sind. Somit sagt der Text aus, dass Leute sich ihre eigene Euthanasie erschaffen und es aber noch nicht mal merken.

FORTSCHRITT: “Technik ist Fortschritt, doch sie nimmt überhand. Technik ist gut, doch sie nimmt überhand. Technik wird siegen. Technik regiert uns, Technik versklavt uns, Technik betäubt uns. Wartet nur drauf, dass sie euch übermannt, dass sie euch kontrolliert bis in den Tod hinein.” – Neurotic Arseholes. Ich fand an dem Song “Technischer Fortschritt” gut, wie er das Thema Fortschritt, differenziert angegangen ist und das wollte ich ebenfalls machen. Ich wollte darstellen, dass Fortschritt auch Rückschritt sein kann, als auch umgekehrt, es aber auch genau das sein kann, was das Wort aussagt. Dazu habe ich dann Beispiele angebracht, dass man von Tieren und anderen Menschen profitiert, damit man sich selbst gut fühlen kann. Menschen die mich kennen, sehen hier sofort einen Widerspruch, da ich gelegentlich auch Fleisch esse. Ich denke, jeder soll wissen, wieviel er/sie/es konsumieren will und einigen fällt es leichter und anderen schwerer und ich habe riesen Respekt vor den Leuten, die das komplett durchziehen. Ich denke, man kann auch dann Veränderung bewirken, wenn man den Konsum minimiert, natürlich nicht so viel, wie wenn man radikal alles boykottiert, aber vielleicht komme ich da auch irgendwann hin. Der Song übt auch viel Kritik auf mich aus. Ich trage Kleider, die aus Wolle bestehen. Ich bin oft Auto gefahren, in den Zeiten, in denen ich es gebraucht habe, ich esse Fleisch. Der Song ist ein Aufruf, um an sich selbst zu arbeiten.

Ich vermute auch, dass ich durch die Textzeile des Liedes “Ich bin ich“ von The Annoyed, der Song mit dem besten Text der Welt meiner Meinung nach inspiriert wurde: “Ihr löst ein Problem und schafft ein neues”.  An sich kommt es einem oft folgendermaßen vor: eine neue Technik löst ein Problem, aber erschafft 10 neue, wie ne Hydra, der für jeden abgeschlagenen Kopf, 9 neue nachwachsen. Auch in der Kinderserie the Tribe, über die ich meine Bachelorarbeit im Laufe meines Filmstudiums geschrieben habe, geht es oft um Fortschritt und auch da ist mir immer wieder aufgefallen, dass Fortschritt mehr Nachteile als Vorteile mit sich gebracht hat und je mehr wir auf die Zukunft zusteuern, umso schlimmer werden die Probleme und viele Leute haben so ne blauäugige Mentalität, so wie nach dem Motto “Wenn die Welt zerstört wird, dann ziehen wir eben auf den nächsten Planeten und machen den kaputt, weil unser Fortschritt dann schon so weit ist.. Wir haben ja Millionen andere Welten im Keller”. Allerdings hätten wir lieber Glühbirnen im Haus, als dass wir die ganze Zeit Kerzen zünden müssten.

AMPELN: Ich wollte eines Tages an der Haltestelle St. Quirinplatz über die Tegernseerlandstraße auf die andere Straßenseite, an dem auch ein Polizeipräsidium steht. Wer den Ort kennt, weiß, dass die Straße nicht sonderlich breit ist. Die Ampel war rot, aber ein Auto hielt an. Glaub es war entweder ein BMW 5er oder ein Mercedes C Klasse, bin mir aber nicht mir sicher. Er hielt dann an und ich dachte, “Cool, der lässt mich trotz roter Ampel über die Straße”. Allerdings saßen in dem Auto Cops, die mir dann 5 Euro abverlangt haben und die ich nur Bar zahlen durfte. Abends, ich glaub sogar an dem selben abend, war ein Punkkonzert im Feierwerk. Auf dem Rückweg zur U-Bahn fiel mir der Text von Ampeln ein und habe ihn vor mir hergesungen. Ich habe auch bewusst den Begriff “Grüne Männchen” verwendet, weil ich so Klischeebegriffe wie “Bullen”, “Bullenschweine” oder Stammtischparolen wie “ACAB” vermeiden möchte. Ich kann Pauschalisierungen nicht ausstehen (aber nicht alle :D) und habe gemerkt, dass genau die Haltung eine ist, warum sich der Rest der Gesellschaft nicht auf unsere Seite stellt, wenn es darauf ankommt. Kommentare wie “Ach für euch sind wir doch eh alle nur Bonzen, Spießer und Bullenschweine.“ zeigt, was die Gesellschaft für nen oberflächlichen Eindruck von uns hat, wie unsere politischen Aussagen deshalb nicht ernst genommen werden, bevor sie überhaupt geäußert werden und das möchte ich ändern. Durch den Song Ampeln geht das natürlich nicht 😀 Einer der sinnlosesten Texte überhaupt, aber kann auch irgendwo symbolisch interpretiert werden. Die rote Ampel, symbolisch für Verbote, die man oft bewusst übertreten sollte. Und die Farbe grün für alles was erlaubt ist und die Leute, die dafür sorgen, dass nur das, was erlaubt ist eingehalten wird. Meiner Meinung nach ist es immer wichtig, sich erstens zu fragen, warum eine Regel erschaffen wurde und ob dieser Zweck auch wirklich erfüllt wird, wenn man sie bricht und zweitens, ob sie an sich überhaupt Sinn macht. Der Song hat auch ne trotzige “Jetzt erst recht” Attitüde.

SCHWARZARBEIT: Geld war eigentlich als Tauschmittel gedacht, aber wenn man privat jemandem helfen möchte, um dafür Tauschmittel bekommen (quasi ein Geben und Nehmen), mischt sich der Staat ein und sagt “Hey ich will auch was”. In dem Song wird ausgesagt, lieber werd ich gefeuert, weil ihr mir keine andere Wahl gibt, als dass ich mich jemals von dir ausrauben lasse. In der Realität hat man leider oft keine andere Wahl, als Arbeiten zu gehen, wenn man überleben will. Ein Leben auf der Straße wäre mir zu monoton, aber es gibt immer andere kreative Möglichkeiten, wie man dem aus dem Weg gehen kann und trotzdem kein Leben führt, indem man nicht an andere Menschen denkt und für andere sorgt.

SCHÖNHEITSIDEALE: Einmal kam der Frenke in die Bandprobe und meinte “Kann irgendjemand einen Song zu nem Text schreiben mit dem Refrain “Eure Schönheitsideale find ich nicht normal. Eure Schönheitsideale sind mir scheißegal”. Ich fand die Message super und hab am selben Tag einen Song draus gemacht. Schönheitsideale ist der einzige Song, den ich mit einer Vorlage gemacht habe, der Rest kam aus dem Bauch raus. In Schönheitsideale habe ich wie bei anderen Songs Mitläufertum wieder kritisiert, diesmal in Form der heutigen Clubszene und der Popsongs, in denen es meistens nur um One Night Stands und zu Sexy in seinem Shirt zu sein geht. Plumpe scheiße, die kein Mensch braucht und dann wundert man sich auch noch, warum es so viele Arschlöcher gibt, die Frauen verarschen, mit ihnen schlafen und sich am Tag darauf heimlich davon stehlen, eventuell sogar mit einem Kind da stehen lassen, wenn eine Figur wie Barney Stinson aus How I Met Your Mother, als Vorbild dient. In dem Fall sind Schönheitsideale nicht nur im Sinne von Kleidung zu interpretieren, sondern an sich auch, was einen in der Gesellschaft schön aussehen lässt: oberflächlich zu sein. Ebenfalls die Heuchelei, Punks immer mit ihren Nietenjacken zu hassen, aber sobald sie von H&M verkauft werden, sie für schweineteures Geld dort zu kaufen, am besten noch T-Shirts mit Ramones aufschrift, ohne überhaupt zu wissen, wer die Ramones waren.

PLATZVERWEISE: Als ich ganz 2009 ganz neu nach München kam, niemanden kannte und mich null in der Punkszene auskannte, haben wir ab ca 2010, wo ich die ersten Münchner Punks endlich gefunden hatte, täglich Platzverweise bekommen. Ich wusste nicht, dass diese mit Geldstrafen verbunden waren. So kam es dann, dass ich irgendwann 6 Briefe im Briefkasten hatte und soweit ich mich erinnern konnte, insgesamt 1000€ oder 2000€ (genau weiß ich es nicht mehr) an die Polizei blechen musste. Ich wusste nicht, dass man dafür so viel Strafe zahlen müsste und ich fands auch blöd, dass es mir keiner wenigstens gesagt hat. So musste ich ne Menge blechen, mein Verhältnis zwischen meinen Eltern hat sich verschlechtert und auch heute verlangen sie von mir noch, dass ich die Schulden eines Tages zurück zahle. Es nervt mich ein bisschen, dass man manchmal in der Punkszene in Dinge reingezogen wird und wenn man nach dem Motto “Mitgefangen, mitgehangen” dafür ertappt wird, natürlich keiner der anderen dir dann wirklich aus der Patsche helfen kann. Gruppenzwang habe ich noch nie ausgestanden, weshalb ich auch nie mit dem Rauchen oder harten Drogen oder ähnlichem angefangen habe. Ich finde es schade, dass Leuten vor den Konsequenzen gewarnt werden und deshalb möchte ich in dem Song davor warnen, was man sich einbrocken kann. Denn angenommen man hat keine Eltern, die sich für einen einsetzen, sitzt man eh man sich versieht im Knast, weil man seine Strafe nicht abzahlen kann. Ebenfalls möchte ich die Platzverweise an sich kritisieren. Wer 4 harmlosen Kindern kontrolliert, weil sie bunte Haare haben, andere saufenden Menschen aber nicht kontrolliert, ne Strafe von 200€ aufbrummt, weil jeder ein 5,0 Dosenbier in der Hand hat, anschließend man einen Brief mit der vorformulierten Lüge abschickt, man hätte sich ein Lager mit Rucksäcken und Decken eingerichtet und ne Schnapsflasche in der Mitte gehabt, ist ein Arschloch und Polizeikritik, auch wenn ich nichts von dem Spruch ACAB halte, ist enorm wichtig, besonders bei dem Thema Polizeigewalt beim G20 Gipfel in Hamburg oder von dem was ich von dem AFD Parteitag in Stuttgart für schreckliche Sachen gehört habe.

NOTGEIL – KEIN PUNK: Der Frenke hat den Song irgendwann mal in ne Gruppe reingestellt, in der wir uns von rechtsoffenen Deppen abspalten wollten. Den Text fand ich so super und sprach mir so aus dem Herzen, dass ich ihn einfach singen wollte. Ebenfalls kalkulierte ich, dass der Frenke zu diesem Vorschlag nicht “Nein” sagen würde. Da war er glaub ich frisch dabei oder es war sogar davor.

ÜBERALL WOHINS DICH FÜHRT: Cover der Band Planlos, thematisiert die Überwachung in der DDR und die Terrorisierung durch die Stasi damals, eine Zeit in der man im Gegensatz wirklich mit Konsequenzen leben musste, wenn man sich in der Öffentlichkeit als Punk geoutet hat. Wenn ich ehrlich bin, wäre ich in der Zeit vielleicht zu feige dafür gewesen.

4. Was für Musik spielt ihr? Welche Punkbands und andere Bands haben euren Sound geprägt? Ich meine Schleimkeim rauszuhören… Welche NDW-Bands und Welche Hardcore-Bands haben euch beeinflusst?

10er FUCKING! Retro Punk! Wir sind die Pioniere der 80er Jahre Punk Renaissance des 21sten Jahrhunderts!

AUGUSTIN: unterbewusst wohl von Chaos Punk & Anarchie von Schleimkeim inspiriert ohne es zu merken. Ist aber auch ne Standardakkordfolge, die man oft auch in anderen Songs hört, nicht nur bei Deutschpunk.

IDOLE: ich glaub das war die langsamere Aufnahme von Heavy Annaki von den Deutschen Kindern, die mich da beeinflusst hat

BLINDER PASSAGIER: nachträglich habe ich festgestellt, dass die Akkordfolge die selbe ist wie die von Gift & Galle von WKZ, nur dass die letzten zwei Töne vertauscht sind. Textlich inspiriert von Paranoia, und Die Bilanz.

BÜROKRATIE: inspiriert durch Deutschland um Mitternacht von der Band Ewig & 3 Tage, sowie Lachleut und Nettmenschen von SYPH

SOLARIUM IM ALTERSHEIM: Ich glaube ich bin beim rumklimpern auf die Walzermelodie gekommen. Am Ende kommt die selbe Akkordfolge in schnellem HC-Punk Rhythmus vor. Er erinnert mich von den Tönen viel an den Stil von Razzia aus dem Tag ohne Schatten Album. Vielleicht ist das die gleiche Tonart oder irgendwas, aber das habe ich nicht nachgeforscht und ich finds schade, dass ich die Folge in dem Song verbraten habe, denn als mehrfachauftauchende Strophe, wäre der schnelle Teil echt geil gewesen, ich freu mich auch immer am meisten, bei dem Song, wenn es zu dem Teil kommt.

FORTSCHRITT: So ne simple Akkordfolge in der Strophe, tausend mal gehört, wie zB bei Fuck of Tomorrow aus dem Film Dorfpunks 😀

AMPELN: Mir ist aufgefallen, dass die Songs mit den primitivsten Texten, die besten Akkordfolgen haben. Ich glaub je weniger der Text, den Ton angibt, umso freier ist die Musik. Ampeln hat die beste Akkordfolge, die mir jemals eingefallen ist. Ansonsten finde ich die Akkordfolgen der Band “Liebis” bei dem Song Bildzeitung und des Songs “Das Macht Spass” von Ceresit 81 auch super. Ampeln macht auch am meisten Spaß zu spielen auf der Bühne. Die anderen aus der Band haben aber die Schnauze voll von dem Song, deshalb fällt der Live oft auch weg 😀

SCHWARZARBEIT: Ne Akkordfolge, die tausendmal verwendet wurde in der Punkmusik, aber geil klingt. Spontan fällt mir als Beispiel “Faustrecht von Schleimkeim ein”.

SCHÖNHEITSIDEALE: Mit meiner anderen Band Schwachsinn & Moral, ein Drumcomputer, der leider verstorbene Sascha Schwerdtfeger und meiner Wenigkeit, habe ich einen Text “Sozialprognose Arbeitszwang“ verfasst, der quasi Arbeitszwang als Moderne Sklaverei, Sozialprognose und Knast in Einklang gebracht hat, um dem Sascha was gutes zu tun und ihm sozusagen einen solidarischen Text zu geben, den er innerlich mit in den Knast nehmen kann, der ihm drei Tage später bevorstand. Wir haben den Song die 3 Tage durchgezockt und aus den Melodietönen, die ich auf der Gitarre gespielt habe, kam dann die Akkordfolge von Schönheitsideale gespielt, die eigentlich Standard ist. Allerdings das Zusammenspiel von Gitarre und Bass beim Basspart fand ich super gelungen. Ich wollte den im Stile von im Stil von einem Song der polnischen Band Karcer zu schreiben(ich liebe polnischen 80er Punk, auch wenn ich nichts verstehe), eine Band die ich äußerst musikalisch finde. Musikalisch super genial und abwechslungsreich finde ich übrigens auch die Band Sluts’N und Razzia auf ihrer Platte Ausflug mit Franziska.

PLATZVERWEISE: Melodie ist “In der Kneipe zur Trockenen Kehle” von Schleimkeim. Paar Wörter sind geändert und Thema ist ein komplett anderes.

PLANLOS – ÜBERALL WOHINS DICH FÜHRT: Die Coverversion geht eher in die Richtung des Covers in dem Film “Wie Feuer und Flamme“

Ansonsten bleibt zum Sound zu sagen, er sollte in die Richtung 80er Punk gehen. Ich mochte diesen leiernden Kassettenklang, besonders von Paranoia. Angefangen habe ich mit nem Choruseffektgerät, dann habe ich Fuzzeffekte und Vibrato Effekte gemischt, dann letzten Endes ein Vibratoeffect an den Verstärker angeschlossen und die Verzerrung aufgedreht und manchmal habe ich kein Bock auf Liveauftritten mit dem Effektgerät zu spielen. Besonders bei Schönheitsideale und Songs, die in dem selben Tempo gespielt werden, werden die Akkorde zu einem Brei, was alle anderen Bandmitglieder ebenfalls verwirrt. Proben tun wir immer ohne Effektgeräte, deshalb spielen wir Live manchmal auch ohne, je nachdem wie die Lust und Laune gerade da ist.

DIE GEIGEN SONGS: Was sind da wohl die Einflüsse? Ein bisschen Mittelalterrock, Folkpunk, Herr der Ringe, Fluch der Karibik vielleicht? Teils auch einfach improvisiert. Texte und Riffs der Geigensongs kommen vom Nic. Ach und bei Oh wie ist das Wetter Toll ist mir zur Anfangsmelodie eingefallen, dass es mich an den Stil der Toten Hosen erinnert, vielleicht am ähnlichsten mit dem Song Bonnie & Clyde.

5.Euer neues Album heißt „Jetzt wird vorgeheizt“ – wie ist das Album entstanden? Und Wie ist es bei den Leuten angekommen?

Nein, das neue ist die Stromausfall EP. Davor wars Schwarzarbeit. Ich fand immer der Spruch “Jetzt wird vorgeheizt” passt perfekt zum Logo und wollte das immer mal einbringen. Die Leute fanden es super und beides, schwarz-weiße und farbige Exemplare, verschwanden relativ schnell. Sogar meine Eltern und die vom Nic, die mit Punk nichts am Hut haben, fanden es gut. Entstanden ist es wie alle unsere Platten, dank Frank und Katz von InMuenchenNixLos, die immer aus ihrer eigenen Tasche auch selbst Kohle eingesteckt haben, um die Platten zu verwirklichen und das nicht zu knapp. Ohne sie hätten wir keine Tonträger, außer vllt nur selbstgebrannte CDs, digitale Aufnahmen und vielleicht auch Tapes. Frank und Katz haben sich den Arsch für uns aufgerissen und jede Menge Zeit für Fotoshoparbeit, Websitepromotion und Treffen mit uns genommen. Wir hatten alle Aufnahmen, die wir bis zu dem Zeitpunkt hatten auf einen Tonträger gepackt. Aufgenommen wurde alles bei Mo von Lüftungsschacht, die heute jetzt Orale Phrase heißen, ihr Revival haben und nicht ganz in Stammbesetzung sind.

6. Wer hat das Artwork eurer Tonträger (Stromausfall, Deutsche Kinder, Jetzt wird vorgeheizt …) gemacht?

Deutsche Kinder: Nic hatte noch ein altes Schulfoto aus Frankreich von ihm und ein Freund. Nic ist der im Anzug.

Jetzt wird Vorgeheizt: Unsere gute Freundin, Eva, die eine super talentierte Künstlerin ist, nicht nur beim Zeichnen, sondern auch bei der Bekleidung und Haarfrisur und Fotobearbeitungstechnisch beeindruckende Dinge in ihrem eigenen individuellen Stil kreiert, hat das Logo nach der Konzeptidee gezeichnet. Steve wünschte sich, dass der Gremlin Bass spielt und die Idee, einen Gremlin zu verwenden, kam glaub ich von Eva. Die Fabrik ist ein Foto, welches der Nic irgendwo her hat oder sogar gemacht hat. Der Streifen im Gesicht symbolisiert wohl mich 😀

Stromausfall: Ein Foto vom Nic, welches er in Fotoshop zusammen geDIYt hat.

7. Ihr singt über das Tauschen. Was haltet ihr von der alten Punkrockgepflogenheit gegenseitig Tonträger und Fanzines zu tauschen?

Super! Alles, was ich künstlerisch von mir gebe, wünsche ich umsonst für alle zur Verfügung zu stellen, sei es ein Tonträger, ein Film oder ein Livekonzert.

Jeder hat ein Recht darauf und keiner sollte ausgeschlossen werden! Allerdings kostet die Produktion unserer Merchs Geld und das kommt wieder rein, indem wir unser Zeugs verkaufen. Wir wollen keinen Profit machen und lehnen in den aller meisten Fällen auch Gage ab. Digital kann man sich unser Zeugs überall aber umsonst runter laden. Ich finde es super, Tonträger und Fanzines zu tauschen.

8. Wie laufen oder liefen bisher die Bandproben bei euch ab? Müsste ihr viel für den Proberaum blechen?

Es fing alles in Jo’s Speicher an, der mich jetzt bei Absolut Lächerlich für einen unbestimmten Zeitpunkt vertritt, vllt sogar ersetzt hat :D. Trotz des Verbots des Vermieters hatte er im gemeinsamen Speicher des Gebäudes, indem mehrere Familien wohnen, ein ganzes Studio eingerichtet, mit DIY Schalldämpfung, Schlagzeug etc. und da haben wir als erstes immer geprobt, im Sommer. Das war brühend heiß und Mikros hatten wir damals nicht. Dann ging es in den Proberaum vom Feierwerk, indem wir monatlich pro Mitglied soweit ich weiß nen Zwanni gezahlt haben. Dann irgendwann konnten wir unten im Haus der Eltern vom Steve proben, ein Raum, indem sein Bruder DIY mäßig nen Proberaum mit Soundanlage eingerichtet hat. Einmal haben wir in irgendnem Kaff geprobt, dessen Namen ich vergessen hab. Irgendwas mit L. Glaub Lengries oder sowas komisches. Der Frenke kannte den Proberaum. Und dann haben wir auch oft, im Proberaum von Sabot Noir, einer weiteren Band von Nic, geprobt, der auch ziemlich cool ist. Die spielen D-Beat / Punk / crustigeres Zeugs würde ich sagen. Son verstaubter Keller mit engen Gängen, noch aus dem ersten Weltkrieg (oder zweiten). Soll auch mal son Bunker gewesen sein, wenn ich mich recht erinner.

9. Was erwartet eure Fans bei einem Livekonzert bei euch? Was war euer bester Gig? Habt ihr auch schon auf Festivals gespielt?

Was sie erwarten?

Meistens dass wir Deutsche Kinder spielen 😀 und dass ich nicht so lange Durchsagen mache und keine private Gespräche über das Mikro mit dem Tizi führe, mein Autogramm in Graffiti auf ihrer Hauswand so groß hinterlasse, dass es vom ersten bis zum 5ten Stock reicht und dass meine Sprühfarbe nach Paulaner Spezi riecht

Unsere besten Gigs, meiner Meinung nach, waren immer beim AJZ in Erfurt. Der Gig in Germersheim war auch gut und unser letztes Releasekonzert, wo mein Bruder da war und ich während dem letzten Song noch ne Flugrolle in den Tizi und den Mr. Bike gemacht habe. Im AJZ Erfurt haben wir bisher zweimal gespielt. Unsere 2 schlimmsten waren im Kafe Marat. Das geilste Festival, was es auf der Welt gibt, meiner Meinung nach ist das Höhnie Festival in Peine. Dort hatten wir die ehre als erste Vorband auf zu treten. Das war sehr geil. Dann haben wir noch auf der Fight Night gespielt in Landshut und in Österreich auf einem weiteren Festival. Dann das Bash the Fash Festival im Rülps in Heimstetten, Nähe Kirchheim bei München. Einige andere waren ebenfalls geplant, aber mussten auch abgesagt werden.

10. Euer Album läuft auf jeden Fall gut rein. Wie kommt es, dass ihr euch vom Großteil der heutigen Szene so absetzen könnt? Wie haltet ihr es aus mit anderen sogenannten Punkbands auf Konzerten zu spielen?

Der Frenke, hat es in unserem letzten Radio Interview ziemlich gut ausgedrückt , dass jeder von uns seinen persönlichen eigenen Stil mitbringt, sowohl textlich als auch musikalisch und zusammen dann quasi was Individuelles entsteht. Und dann gibt es ja noch das Element der Geige. Die anderen Bands, mit denen wir gespielt haben, waren meistens super cool drauf und wir hatten immer ne Menge Spaß. Meistens entstehen die Auftritte eh aus persönlichen Connections und die suchen dann schon die richtigen Leute aus. Und selbst wenn wir mit “sogenannten” Punkbands zusammen spielen, hauptsache die Leute haben einen super Charakter und wir kommen gut mit ihnen klar.

11. Was ist eure Meinung zu folgenden Themen: „Weltfrieden“ „Hippies“, „Vegetarismus“?

Hippies finde ich sympatisch. Nicht diejenigen, die sich in ihren Drogen verlieren und auch lieb zu Neonazis sind, aber auch das ist soweit ich weiß, nur ein Vorurteil. Viele Anarchisten leben wie Hippies, wie Crass zum Beispiel und auch dieses Vorurteil, man würde immer nur reden und nichts machen, ist irgendwo auch quatsch. Die Sprache ist eine ziemlich starke Waffe, die man nicht unterschätzen sollte.

Weltfrieden wäre schön und da müssen wir unbedingt hin!

Und jeder, der Schritte in Richtung Vegetarismus, Veganismus oder ähnliches wagt, ist auf einem guten Weg und davon profitieren TIere und Umwelt. Ich bin übrigens nicht vegan, ernähre mich aber immer häufiger so und esse gelegentlich immer noch Fleisch. Verzicht ist manchmal schwer, wenn man sein Leben lang süchtig gemacht worden ist.

12. Welche aktuellen (Punk?)Bands empfehlt Ihr meinen Lesern?

abgesehen von allen wiederauferstehenden alten punkbands: Asselterror, Urin Royal, Frisur in Dur, 1982, Brutal Verbimmelt (die drei Covern alle 80ern Jahre zeug) Stahlhelmverbot, Chemieverseucht (Live haben die eine unglaubliche Wucht und Energie), Frontex (Gizmo wollte soweit ich weiß auch alte Punksongs covern), Alter Egon, Genyak, Kläranlage und es gibt sicher noch welche, die ich vergessen habe und unbedingt hier rein müssen

13. Wie ist die Lage der Szene in München zu dieser Zeit? Und wie ist es in Amerika um den Punk bestellt?

Sehr resigniert. Angesichts der Realität habe ich den Eindruck, dass der Pessimismus, den Optimismus Schritt für Schritt auslöscht, depressive Stimmung herrscht und immer mehr Leute hoffnungslos- und machtlos gegenüber den bestehenden Verhältnissen stehen. Es fehlt die Motivation und die Energie, so richtig was zu bewegen und auch nimmt der Drogenkonsum zu, um vor der Realität zu flüchten. Ich merke immer wieder wie Leute aus Frust mehr zu Pauschalisierungen neigen und die friedlichsten Leute, die ich je kennen gelernt habe, immer weniger von Gewalt abgeneigt sind und die sinnlose Zerstörungswut allgemein ebenfalls zunimmt.

Leise tut sich so einiges, aber weniger aus ner energetischen Motiviertheit heraus. In München wäre das Für Lau Haus zu erwähnen, ein scheinbesetztes Haus, welches immer umzieht, um Messages zu verbreiten und die Black Rat Konzerte und Fanzines. Es sind immer Ideen da und noch ist nichts ausgestorben.

Punk in USA: Ich habe aufgrund meiner Geldknappheit und der Tatsache, dass wir aufgrund unserer Filmprojekte kaum Zeit für andere Dinge finden, wenig über Punk hier miterleben können. Vor 3 Jahren war ich hier auf einem Dead Kennedys Konzert. Ich fand die Szene super unsympatisch, weil der Circle Pit ziemlich brutal war und Leute mitr eingezogen wurden, ohne überhaupt zu schauen, ob sie das wollten oder nicht. Leute in den Pits waren prollig und haben mit der Faust gezielt auf Gesichter geschlagen. Mir waren die Leute super unsympatisch, weil das größtenteils prollige Machoposer waren.

Jetzt war ich allerdings seit langem wieder bei einem weiteren Konzert. TSOL, JFA, Narcoleptic Youth, Lower Class Brats und ein E-Ukelele Spieler, der Cover gespielt hat. Da war die Stimmung super. Keine Idioten und insgesamt war die Atmosphäre einfach sau geil. Ich war sogar im Circle Pit, der überhaupt nicht so brutal war, wie ich dachte. Ich konnte sogar gegen den Strom hüpfen, was ich die ganze Zeit gemacht habe. Und man konnte leicht rein und wieder raus. Es wurde auch nicht in Gesichter geboxt oder ähnliches.

Ich muss auch sagen, mir taugt Ami Hardcorepunk nicht so sehr wie polnischer, UK Anarchopunk, Deutschpunk oder von sonst wo aus den 80ern. Gibt da nur ganz wenig Amibands, die ich super geil find, was auch mit ein Grund ist, warum ich mir nicht so viel angeschaut habe hier. Nicht bei den Preisen, die sich kein Schwein leisten kann.

Aber allgemein kann man sagen, wenn ich beide Konzerte miteinander vergleiche, sind die Konzerte hier einfach teuer, Tickets musst du dir vorbestellen, zumindest, die von denen ich was mitbekommen habe. Der Alkohol kostet um die 10$, wenn man keinen Schlafplatz hat, muss man sich ein Hotel buchen, was auch nochmal 100 kostet, 50$ für Sprit ausgeben, weil man in USA sich auch nur wirklich mit dem Auto fortbewegen kann. Das Konzert hatte sogar Metalldetektoren wie an Flughäfen, was ich auch übelst bescheuert fand. Da gibst du locker mal 100 oder 200$ auf, nur um einen Tag zu nehmen, um sich mal super Musik anzuschauen. Allerdings bin ich letztes mal mit dem Bus und Zug aus der Wüste gekommen und ich habe mit nem Kumpel dann noch ein japanisches Restaurant gefunden, was Bier für 1€ verkauft hat, was sogar eher wie Deutsches Bier geschmeckt hat. Vllt wie son Ureich oder Eichbaum oder sowas. Nicht grad das beste, aber kann man schon trinken.

Letzten Endes ist die Deutsche Punkszene trotzdem einfach tausend mal geiler, wenn man den Spaßfaktor betrachtet. Es gibt viel mehr zur Auswahl, man kriegt viel mit, es ist immer was los.

14. Meine Lieblingssongs von euch sind….“ Normale Ideale“, „Gutmensch“, „Deutsche Kinder“, „Aus dem Gedankenbuch einer Katze“, „Bürokratie“…Könnt ihr über diese Songs sagen wie sie entstanden sind und wie sie gemein sind, was sie euch bedeuten – ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?

Siehe oben, was ich zu den einzelnen Songs geschrieben habe. Ich kann aber auch so aus dem Nähkästchen plaudern: Was sagt ein Vampir, der auf einem Schiff steht, welches so aussieht wie die alten Schiffe in dem Film Nosferatu, durst hat und mit dem Schluck aber erst bis zum nächsten Tag warten will? Er sagt… Ich trinke den Captain Morgan/morgen.

15. Was wollt ihr meinen Lesern noch sagen und mit auf den Weg geben?

1. BLEIBT WIE IHR SEIT!
2. KAMPF DEM KLISCHEE!
3. Believe in the Lord three times right now or you will die a most painful death, twice, young man. Believe in the tree, the apple and the snake and the ship with the animals.
4. Den Witz über den Captain morgen

(Das war das Interview mit Umluft 180°

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Interview mit KONTROLLPUNKT

  1. Hallo Leute, bitte stellt euch kurz mal vor! Im Internet lese ich, dass es euch seit 2013 gibt und dass ihr aus Tobi (Gesang, Gitarre), Freddy (Gesang, Drums) und „der Wagner“ (Bass, Backings) besteht. Wie alt seid ihr, wann habt ihr zu Spielen angefangen und wie seid ihr zum Punkrock gekommen bzw. was bedeutet euch das? Was wollt ihr mit eurer Band alles erreichen?

Hallo! Das, was du da über uns gelesen hast, stimmt tatsächlich, obwohl es im Internet steht. Wir sind Anfang dreißig bis Mitte vierzig und spielen in der Konstellation seit fünf Jahren zusammen. Vorher haben wir schon in einigen anderen Bands gespielt, aber Punk passt einfach am besten für uns. Was wir erreichen wollen? Auf jeden Fall einmal den Echo gewinnen.
Und evtl als Support von Helen Fischer auftreten. Wenn wir diese Ziele erreicht haben, lösen wir uns sofort auf

2. Was ist eigentlich ein Kontrollpunkt? Hat das was mit Überwachung zu tun? Und warum benennt ihr euch so?

Wir wissen ehrlich gesagt nicht mehr so genau, warum wir uns vor fünf Jahren nicht „Schimmelpimmel“ genannt haben. Kontrollpunkt klang dann wohl seriöser und ein bisschen düster. Diese Überwachungsassoziation steckt da auf jeden Fall mit drin, man kann da auch an den Kalten Krieg und die Mauer und sowas denken.

3. Kommt ihr aus Düsseldorf oder aus Wuppertal, und woher kommt der Zorn auf die Stadt Wuppertal? (Siehe „Wuppertal asozial“)

Wir kommen aus Düsseldorf. Warst du mal in Wuppertal? Wir kennen eine ganze Menge korrekte Leute aus Wuppertal, die kommen sogar ganz gerne zu unseren Konzerten und feiern den Song ab. „Wuppertal asozial“ bringt zwei Dinge auf den Punkt, die an Menschen unausstehlich sind: Nicht denken und zuschlagen. Unser Gitarrist ist beruflich in Wuppertal unterwegs und da ist ihm das aufgefallen. Und so ist der Song entstanden. In anderen Städten gibt es aber natürlich die gleichen Probleme mit dummen, gewalttätigen Leuten.
Und die Wortkreation ist einfach passend. Sindolfingen Asozial ist zu unmelodisch beim singen

4. Ihr habt auf Facebook viele Gigs angesagt… Wie läuft das bei euch so mit dem Livespielen? Was erwartet die Fans bei euren Konzerten? Z.B. auf dem „Rock gegen Rechts“ im Haus der Jugend in Neuss, das von mir ja gut zu erreichen ist und was ich deswegen besuchen werde. Bringt ihr viele Leute mit? Was war euer bester Auftritt?

Das Livespielen ist irgendwie immer unterschiedlich und dann doch immer gleich: Wir kommen an, bauen unseren Kram auf, reden dummes Zeug, trinken ein Bier und legen dann irgendwann los. Manchmal sind viele Leute da, manchmal nicht. Wir haben in 95% der Fälle großen Spaß am Spielen und irgendwie überträgt sich das dann auf die Zuschauer und die haben ebenfalls Spaß und tanzen und singen und trinken und so weiter. Unsere Heimspiele in Düsseldorf sind für uns natürlich etwas Besonderes, weil unser ganzes Umfeld da ist und für die ein oder andere Eskalation sorgt. Am 14. April 2018 zum Beispiel spielen wir im AK in Düsseldorf zusammen mit DATENSCHMUTZ und ANTINORM. Da freuen wir uns schon sehr drauf. Aber auch anderswo gibt es ganz tolle Läden, in die du reinkommst und dich einfach wohlfühlst: Das AZ Mülheim, der Sonic Ballroom und das Sternhagel in Köln, das AZ Aachen, das HoT in Warendorf, das Druckluft in Oberhausen und noch ganz viele mehr.

5. Ich kenne euch ursprünglich vom Song „Bunt und niemals braun“ (und den anderen Songs auf Youtube). Bei „bunt und niemals braun“ singt ihr zu coolem Punkrocksound gegen „Nazis“, die von der „weißen Rasse“ träumen. Ich interpretiere das so, dass die Menschen, die ihr meint, die Rassenfrage über die Liebe stellen und wegen ihrer Gewalt selber eins auf die Fresse bekommen sollten. Wie kam es zu diesem Lied / Liedertext, und was wollt ihr mit ihm aussagen?

Nazis sind das letzte, das wollen wir damit aussagen. Und es ist gar nicht so lange her, dass die Nazis hier an der Macht waren und unvorstellbares Unheil angerichtet haben. Deswegen muss man sich solchen Bestrebungen immer wieder in den Weg stellen. Zu der Gewaltfrage möchten wir nur so viel sagen: Ganz viele von den Leuten, die sich zu solchen totalitären und gewalttätigen Ideen hingezogen fühlen, haben nach unserer Erfahrung oft ein Problem mit der Selbstachtung.
Und von vorne rein…Wehr dich gegen die Anfänge.

6. Ich finde es stark, dass ihr für Schwule singt, was ich im Punkrock bislang nur von WIZO, Auf Bewährung und den Kafkas kenne. Was mögt ihr über Homosexualität erzählen? Kennt ihr Männer, die schwul sind, oder sind es selbst einige von euch? Im Lied „Sand im Getriebe“ singt ihr über das Anderssein. Was ist bei euch anders als bei anderen Menschen?

Tja, was sollen wir dazu sagen: Wir fänden es toll, wenn die Punkszene viel bunter wäre, wenn es mehr Aktive gäbe, die nicht männlich, weiß und heterosexuell sind. Gleichzeitig sind wir von KONTROLLPUNKT eben genau das. Ok, unser Drummer ist Ossi, aber geht das als Minderheit durch? Natürlich kennen wir Homosexuelle, Schwarze, Behinderte und andere Menschen, die als „anders“ bezeichnet werden. Und wir finden es scheiße, wenn die nicht genauso an der Szene teilhaben wie wir. Von der Gesellschaft mal ganz zu schweigen. Deswegen ja immer und immer wieder..Bunt und niemals Braun

 7. Wo kann man eure Songs downloaden? Wie kommt man an eure Musik heran, wenn an Tonträger sucht? Ich höre gerade eure EP „3+1= 4“, die es auf Freepunk Records gibt, und bin begeistert. Wie ist die „EP“ entstanden? (Gibt es da auch eine Vinylversion?) Dann gab es noch die Demo „Meine Bildung“, das Album „Der Erste“ (2015) und das Album „Guten Appetit“ (2017). Wie und wo habt ihr eure Lieder aufgenommen? Wie würdet ihr eure Entwicklung in Text und Musik seit 2013 bis 2018 beschreiben? Wie verschieden sind eure Alben etc.?

Wo genau man unsere Songs runterladen kann, weiß bestimmt dieser Herr Google… Du kannst aber auch einfach zu einem unserer Konzerte kommen und dir einen physischen Tonträger besorgen. Vinyl können wir uns allerdings nicht leisten. Wir haben die ersten EPs und auch das Album zusammen mit Bekannten mehr oder weniger im Proberaum aufgenommen. Im letzten Sommer waren wir dann tatsächlich in einem richtigen Studio in Flingern und haben unsere aktuelle EP dort eingespielt. Zum Glück hatten wir einen sehr souveränen Produzenten, der über unsere musikalischen Schwächen hinweggesehen hat und der uns ein gutes Gefühl gegeben hat. Über die Jahre haben wir uns nämlich meiner Meinung nach nicht groß weiterentwickelt. Wir schreiben immer noch gute und schlechte Songs. Vielleicht merken wir bei den schlechten mittlerweile etwas schneller, dass sie schlecht sind.
Da muss der Bassmann mal widersprechen. Natürlich hat eine Entwicklung stattgefunden. Natürlich sind es die berühmten 3 Akkorde die kein großes Können voraussetzen, aber unser Zusammenspiel ist 1A. Das merkt man auf unseren Konzerten. Wir sind keine Tiefflieger und beherrschen schon unsere Instrumente

8. In welchem Rahmen probt ihr eure Stücke? Habt ihr einen Proberaum bzw. wie teuer ist das? Wie findet man als Band Probemöglichkeiten?

Wir treffen uns ein- bis zweimal in der Woche in unserem Proberaum. Der befindet sich in einem Privathaus und ist deswegen recht günstig für uns. Ein normaler Proberaum kostet in Düsseldorf ungefähr 250 – 300 Euro im Monat, deswegen teilen sich viele Bands den Proberaum oder sind bereit, in den stinkigsten Löchern ohne Luft und Licht zu proben.

9. Wie vertreibt ihr eure Musik und wer kümmert sich um neue Gigs? Habt ihr einen Techniker?

Wir haben zum Glück unseren Bassisten Andy, der sich um das Booking kümmert und auch die digitalen Weiten gut im Blick hat. Er investiert da wirklich sehr viel Zeit und er kennt sich mit Technik aus. Aber wir könnten da noch Unterstützung gebrauchen. Also sollte das ein Booker lesen…Here we are.

10. Ihr habt Lieder gegen die Polizei („Ohne Polizei“, „Ich bin nix, kann nix). Wie kommt ihr zu dieser Feindschaft?

Feindschaft ist ein zu großes Wort. Meistens ist es im persönlichen Kontakt mit der Staatsmacht so, dass wir das Gefühl haben, diese Hampel geilen sich an ihrer Macht auf und fühlen sich durch ihre Uniform so richtig toll. Darüber hinaus gibt es genügend Beispiele, die wir den Medien entnehmen, bei denen sich die Polizei ganz widerlich verhält. Sei es bei Demonstrationen hierzulande oder bei Aktionen anderswo. Natürlich gibt es auch persönliche Erfahrungen, die nicht unbedingt im positiven gelaufen sind, aber Hass nicht wirklich. Man hört ja auch in unserem Song, dass wir den Uniformierten die Wahl geben, auf welche Seite sie stehen könnten

11. Ist bei euch jemand Vegetarier bzw. Veganer und warum?

(Auf Facebook sagt ihr, dass ihr einer Meinung seid…) Ich spreche dabei vor allem das neue Plattencover an mit dem Schwein und all dem Blut….

Unser Drummer ernährt sich meistens vegetarisch. Generell finden wir, dass es nicht schadet, wenn die Leute sich mit ihrem Essen und den damit einhergehenden Produktionsbedingungen mehr auseinandersetzen. Die Mehrheit von uns ist allerdings überzeugter Fleischkonsument.Aber immer mehr mit Bedacht und kontrollierter.

 12. Mir fällt auf, dass Musik und Texte vergleichsweise charmant und positiv rüberkommen, ganz anders als andere zeitgenössische Punkbands, die ja eher versuchen den Zuhörer zu quälen. Welche Vorbilder habt ihr? Fallen euch außer „Toxoplasma, Fahnenflucht, Sex Pistols, Ramones, The Clash“ noch welche ein für meine Leser?

Wir sind da gar nicht so sehr beschränkt, unser Drummer hört viel Hardcore, unser Gitarrist viel Rock und der Bassist mag Metal gerne. ALARMSIGNAL, TERRORGRUPPE, CASANOVAS SCHWULE SEITE, MOTÖRHEAD, BAMBIX, PASCOW sind jedenfalls Bands, die auf dem Weg zu unseren Konzerten gerne mal gehört werden.

Wenn unser Drummer uns nicht wieder quält mit irgendwelchen Perlen der Dancefloor Geschichte

13. Könnt ihr ein paar Punk-Bands empfehlen, die es 2018 noch gibt und die man auch mal anhören kann?

Hört euch doch mal WEGBIER an, die sind super. Kult sind natürlich MÜLHEIM ASOZIAL. Außerdem F.I.S.T. (HC Punk aus NL), KOPFECHO (Haarpunk aus unserem alten Proberaum), JUST WÄR (HC Punk aus CZ), KELLY FAMILY (HC Punk vom Hausboot) und DAVID „THE HOFF“ HASSELHOFF (Looking for HC Punk).

Ganz dringend gehört werden, muss Akustik Randale, der Punkbarde aus Düsseldorf

14. Das Lied „Deutschrock“ ist, wenn ich es richtig verstehe, gegen Grauzonenmusik wie Freiwild. Was mögt ihr nicht an ihren Texten. Ist Rebellion und Politik, die ihr dem Deutschrock zusprecht, nicht eigentlich etwas Gutes?

So ein völkischer Kram kann uns einfach gestohlen bleiben. Hier empfehlen wir den Überhit von TOTAL VERBOILT „unpoliddisch“.

15. Wollt ihr meinen Lesern noch etwas Bestimmtes sagen?

Liebe Leser, macht doch selber mal ne Band oder organisiert Konzerte oder sowas. Seid aktiv! Das macht Spaß!

Und fördert das Bunte in dieser Welt!!!

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Interview mit Minipax

1. Wie heißt ihr, wie alt seid ihr und welche Instrumente spielt ihr?

Minipax sind       -Nikki, die Stimme de Ministeriums

-Bergl, neuerdings am Bass mit Zweitstimme

-Thommy, an der einen Gitarre

-Jürgen, an der anderen Gitarre und ergänzt die Vocals

-Petzi, der wichtigste Mann, am Schlagzeug mit innerem Metronom. Alterstechnisch bewegen wir uns alle bereits jenseits der 30

2. Wie habt ihr einander kennengelernt und wie ist die Band entstanden?

Wir spielen seit einigen Jahren in verschiedenen Bands und haben uns in der einen oder anderen Konstellation in der Vergangenheit auf Konzerten besucht oder miteinander gespielt. Weil die vorangehenden Projekte aus verschiedenen Gründen ihr Verfallsdatum erreicht hatten entschieden wir, uns mal zusammenzusetzen und ein paar Songs zu schreiben. Daraus wurde nach kurzer Zeit Minipax.

3. Waren einige von euch schon in anderen Bands und wie hießen oder heißen diese?

Wie eben schon erwähnt ja wir hatten alle bereits Banderfahrung. Nikki und Jürgen waren zusammen Teil der Deutschpunkband AMDAMDES. Bergl spielte vorher in einer recht krustigen Hardcorepunkband namens Face The Threat und davor in diversen anderen Punkbands. Petzi war im früheren Musikerleben einige Jahre Schlagzeuger von Antismart, einer Skatepunkband aus Österreich. Der Thommy war bis  vor kurzem noch bei Fahnenflucht, die wohl nicht genauer beschrieben werden müssen

4. Welche Tonträger habt ihr schon rausgebracht, oder geht das heutzutage schon ohne Tape, CD und Vinyl?

Bisher haben wir nur eine EP auf Vinyl veröffentlicht mit dem Titel „1984“. Tatsächlich wird scheinbar in der heutigen Zeit eine gewisse Online-Verfügbarkeit beinahe unumgänglich. Glücklicherweise haben wir mit dem Label Uncle M einen zuverlässigen Partner für die Online Releases. Da wir aber eher der alten Schule angehören führt für uns kein Weg an einem gepflegten Vinyl vorbei.  Zum kommenden Album wird’s das, genau wie beim letzten mal, über Subzine Records geben. Außerdem erstmals auch auf CD über 30 Kilo Fieber Records. (Ja ich weiß, ganz schöner Werbetext (:)

5. Wie sind eure Songs und Aufnahmen entstanden?

Für die meisten der Songs hat Nikki bereits im Vorfeld eine grobe Idee, die er meist mit zur Probe bringt. Im Proberaum wird dann zusammen der Song gebastelt. Meistens entsteht dabei dann auch sehr früh eine Art Demo des Songs.

Aufgenommen haben wir unsere Songs bisher bei Tini von The Prosecution, der uns in seinem „Reh mit Rucksack Studio“ einsperrt und die Klangwelt erklärt

6. In welchem Rahmen finden eure Bandproben statt?

Da wir alle recht weit verstreut im Süddeutschen Raum und Österrreich leben sind unsere Bandproben wohl nicht das was man sich bei einer Punkband im allgemeinen vorstellt. Wir reiten unsere im Schnitt 80km zum Proberaum und versuchen dort so effektiv wie möglich zu arbeiten. Bier gibt’s dort nur gelegentlich und auch sonst gibt’s wenig Zerstreuung. Außerdem ist es keine Seltenheit, dass wir an nem Dienstag um 23:00 Uhr immer noch im Proberaum zu Gange sind. Manchmal doch sehr zum Leidwesen unserer Familien und Arbeitgeber ^^ Aber so ist das nun mal wenns funktionieren soll

7. Mit welchen Instrumenten spielt ihr, welches Equipment hat sich bei euch bewährt?

Bergl: In den letzten paar Jahren hat sich eine klare Liebe zu Orange Verstärkern und Boxen abgezeichnet. Ob das zwingend notwendig für unseren Sound ist kann ich nicht sagen aber die Dinger machen einfach Spaß. Ansonsten soll der Bass oder die Gitarre die ich spiele einfach gut klingen. Ob das nun Ibanez, Fender oder wie im Moment ein Epiphone Thunderbird ist, ist mir eigentlich egal. Ich hab allerdings eher schlechte Erfahrungen mit sehr günstigen Saiteninstrumenten gemacht (gewisse Hausmarken großer Händler) einfach nicht schön bespielbar.

Jürgen: Ist mittlerweile unter die Kemper-Nutzer gegangen und schwört auf seine Hagstrom Gitarren

Petzi: foliert mit Vorliebe seine Drums und schraubt sie gerne in Heimarbeit auseinander und wieder zusammen

Thommy: in erster Linie Gibson Gitarren, aber auch gerne mal die Fender Telecaster, Amps Orange und ENGL

Nikki nutzt Stift Block und Western Gitarre

8. Was bedeutet „Minipax“ eigentlich? Wie kamt ihr auf diesen Namen?

Minipax bezieht sich, wie vieles auf das wir in verschiedensten Situationen anspielen auf das Buch „1984“ von George Orwell. Ein unbedingt zu empfehlendes Werk und ganz nebenbei Nikkis und Bergls Lieblingsbuch. Eine komplette Buchbeschreibung gingen hier zu weit. Aber grob umrissen geht es um einen Staat, der es geschafft hat sein Volk beinahe vollständig zu überwachen und zu lenken. Denkt man auch nur Negativ über den Staat und seine Führer wird man zum Gedankenverbrecher erklärt, was empfindliche Strafen zur Folge hat. Wir ziehen aus dem Buch viele Parallelen in die Realität.

Das Minipax ist nun im Buch das  Ministerium für Frieden, dass sich aber im krassen         Gegensatz zu seinem Namen eigentlich mit dem Krieg befasst. Ein Paradoxon, das uns          allen sehr gefallen hat

9. Was haltet ihr von „Deutschrock“, oder versteht ihr euch als „Punk“? Wenn ja, wie definiert ihr euch Punk und was bedeutet es euch?

Deutschrock muss sterben damit wir leben können!

Wir bewegen uns seit über 15 Jahren in den verschiedensten Ecken des Punk und das wird auch so bleiben. Dazu gehört für uns eine ganz klare Antifaschistische Positionierung. Keine Relativierungen und auch kein Gleichsetzen irgendwelcher Seiten. In unserem Selbstverständnis ist in einer alternativen Szene kein Platz für Rassismus und dessen Tendenzen, kein Platz für Homophobie, kein Platz für Sexismus. Die Subkultur muss ein Schutzraum für jeden sein, der in einer konservativen Gesellschaft wenig bis keine Wertschätzung erfährt! Dafür einzustehen bedeutet für uns Punk und das bedeutet uns Alles.

10. Welche Bands haben euch geprägt?

Bergl: Nachhaltig geprägt hat mich in sehr frühen Jahren WIZO. Für mich die perfekte Mischung aus Rotz und Melodie. Allerdings sehe ich das als reine Einstiegsdroge. Bedeutenden Bands für meine musikalische und auch politische Entwicklung sind dann doch eher Propaghandhi, Fall of Efrafa, Pulley aber auch Alarmsignal.

Nikki: Für Nikki immer die beste Band der Welt BELAFARINROD

Petzi geht als Drummer durch und durch in den verspulten beats von Belvedere oder auch This is a Standoff auf. Aus seinen Kopfhörern klingt aber auch sehr häufig klassischer 90er Jahre Skate und Poppunk

Jürgen: Rasta Knast, Donots, Adam Angst oder die Antilopengang bevölkern seinen Player

Thommy hört hauptsächlich amerikanischen Skatepunk, ein paar D-Punk Klassiker wie Inferno, Slime, Canal Terror, 80er Jahre Punk und Hardcore

11. Welche Bands, die es 2018 noch gibt, könnt ihr meinen Lesern empfehlen?

Wer auf melodisch rotzigen Deutschpunk steht, dem sei unbedingt Alarmsignal oder Missstand ans Herz gelegt. Für den Melodischen Skater dann eher Pulley, Hot Water Music oder Propaghandhi alle  mit wunderbarem aktuellen Alben. Wer auch mal was mit Bläsersatz hören möchte, dem ist wärmstens The Prosecution ans Herz zu legen

Gerade im Moment hören wir viel Kmpfsprt, Radio Havanna, Fahnenflucht, Marathonmann, Lyvten oder auch Pascow. Kann man um die neuen Medien zu nutzen auch mal in unserer Spotify Playlist drüberhören ^^

unedingt reinhören!

12. Was für Auftritte hattet ihr bisher und mit wem? Hattet ihr besondere Tour-Erlebnisse? Wann tourt ihr wieder?

An Auftritten kam in den letzten beiden Jahren doch einiges zusammen. Besonders hervorzuheben wäre natürlich einmal die Aggropunktour 2016, wo wir das Vergnügen hatten zusammen mit Radio Havanna und Fahennflucht einmal durch Kaltland zu reisen. Auf dieser Tour lernten wir auch Thommy besser kennen der ja nun mittlerweile fester Bestandteil der Band geworden ist.

Außerdem waren wir dieses Jahr mit unseren Freunden von The Prosecution auf deren Album-Release-Tour auf einigen Shows dabei. Diese Tour war für uns auch eine sehr Besondere, wenn auch nicht unbedingt nur positiv gesehen. Zum einen spielten wir die Tour hauptsächlich ohne Nikki unseren Sänger, der zu der Zeit leider verletzt zu Hause bleiben musste, zum anderen waren es die letzten Shows mit unserem früheren Bassisten Tom. Trotz allem war auch das ein wichtiges Erlebnis für uns als Musiker.

Dieses Jahr ist erstmal von der Arbeit fürs neue Album geprägt, weshalb zunächst nur eher vereinzelt Shows anstehen. Mit dem Release von liebehassfriedenkrieg im Mai werden wir aber im Herbst wieder voll Tatendrang durchstarten. Für die anstehenden Termine könnt ihr uns ja auf Facebook besuchen

13. Ihr habt im Lied „Grenzen“ (feat . Prosecution) eine konsequent antifaschistische Haltung und singt davon, dass Grenzen abgeschafft gehören und dass jeder leben sollte wo es ihm gerade am besten gefällt. Wie kommt diese Botschaft bei den Leuten an? Ich kann mir vorstellen, dass das einigen nicht so passt… Hattet ihr schon Mal Stress mit Nazis? Was haltet ihr von Gewalt gegen rechts oder gegen den Staat und die Polizei?

In einer Welt in der es wieder möglich ist, dass menschenverachtenden Politik in Gestalt der AfD oder der FPÖ Einzug in die Parlamente halten ist es uns gelinde gesagt scheissegal was die Leute von unserer Botschaft halten. Sie ist wichtig und richtig! Spätestens an dem Punkt wo Ausländerfeindlichkeit zur legitimen Meinung gestempelt wird beginnt für uns bereits der „Stress mit Nazis“

Auch wenn Gewalt bei Angriffen auf Linke Strukturen und gegen Minderheiten unserer Meinung nach, nicht alleiniges Mittel sein sollte, muss jedem bewusst sein, dass entscheidende sozialpolitische Verbesserungen in der Gesellschaft auch in der Vergangenheit nicht beim Kaffeeklatsch erreicht wurden.

14. Was haltet ihr von der aktuellen Flüchtlingspolitik der CDU und Angela Merkels?

Eine sehr richtige Entscheidung von Frau Merkel war es die Grenzen unseres Landes für Menschen in Not zu öffnen und sich nicht wie viele andere Staaten diesem Menschenrecht zu verwehren. Leider zeigt sich heute, dass man sich mittlerweile lieber damit begnügt, durch Limitierungen des Schutzes am rechten Rand der Gesellschaft zu fischen. Im Grunde so wie sie das schon immer getan haben!

15. Wie ist der Song „Zum Glück“ entstanden?

Nikki befand sich zu der Zeit in einer beginnenden Depression und hat sich für 2 Tage mit einer Gitarre in den Bayerischen Wald abgesetzt. Dort ist der Song entstanden, der viel mehr über Nikki erzählt als das vermeintliche Liebeslied, dass der Song zu sein scheint

16. Wie sind die Videodreharbeiten abgelaufen bei euren Songs? Was ist „Schtifilms“?

Wir haben uns für das Video zu Zum Glück einfach einen Videokünstler ausgesucht, der uns auf einem Konzert und dem vorangehenden Tag begleitet und gefilmt hat. Das ganze haben wir uns dann so zurechtgeschnitten wie es uns sinnvoll erschien. Alles in allem eher unkompliziert und schlicht aber in einigermaßen guter Auflösung;

Das Video zu Mundtot und die Studiosession zu Dann Geh haben Schtifn und Julia von Schtifilms auf Kamera gebannt. Schtifilms sind also einfach zwei gute Freunde von uns, die seit einiger Zeit Musikvideos für befreundete Bands drehen. Dabei mangelt es nicht an Professionalität und die Atmosphäre ist eine sehr angenehme gewesen, was man auch auf den Videos sehen kann. Schtifn hat unter anderem auch für die Berlin Blackouts oder Rather Racoon gearbeitet

17. Was bedeutet der Songtitel „Jebes Nacije“ und welche Sprache ist das? Hat jemand von euch Migrationshintergrund?

Der Titel bedeutet so etwas wie „Scheiß auf alle Staaten“ (Nationen) und ist auf Serbo-Kroatisch geschrieben. Nikki unser Sänger hat jugoslawische Wurzeln und der Song befasst sich auch mit dem Konflikt zwischen Serben und Kroaten, der vor einigen Jahren zum dortigen Krieg geführt hat und bis heute besteht. Allerdings haben wir alle Wurzeln oder Herzen in verschiedenen Ländern. Der Gedanke von Migration erübrigt sich ohnehin, wenn man sich nichts aus der rein menschlichen Erfindung der Nationalstaaten macht

18. Was ist für die nahe und weite Zukunft mit und für die Band geplant? Wie geht es nun weiter und was ist euer Ziel?

Wir werden im Mai diesen Jahres unser erstes komplettes Album releasen und dann hoffentlich die nächsten beiden Jahre damit auf Tour gehen. Ansonsten streben wir natürlich nach der Weltherrschaft!

19. Was wollt ihr meinen Lesern noch sagen und mit auf den Weg geben?

„<3 161 <3“

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Interview mit Türschloss

1. Zunächst mal: Aus welchen Personen formiert sich die Band Türschloss, und wer spielt welches Instrument? Wie alt seid ihr, woher kommt ihr und seit wann gibt es die Combo?

Zippo: Unsere Band formiert sich aus Rattich (Luca) und mich Zippo (Phillip). Luca spielt Drums und Background Vocals, er wird in naher Zukunft aber auch hier und da mal Gitarre spielen. Ich spiel Gitarre und übernehme die Main Vocals. Wir kommen aus Hannover also so ungefähr nicht ganz haben uns aber als Entstehungsort für Hannover entschieden. Unsere Combo gibt es seit dem 16. Oktober letzten Jahres und es ist unser kleines Spaßprojekt, da wir beide einfach Mukke machen wollen die auch mal nachdenklich macht.

Wir sind beide 17 Jahre jung.

2. Auf was für eine Bandgeschichte blickt ihr jetzt nun schon bereits zurück?

Zippo: Bisher noch nicht viel, da wir noch nicht sehr lange als Türschloss bestehen. Unsere Kennlerngeschichte, nachts, besoffen am Hbf gegammelt und Songs durch die Gegend gelallt, passt zu dieser Frage wahrscheinlich ganz gut.

Rattich: Wir sind einfach zwei Kumpels die Bock haben zusammen Mukke zu machen. Der eine hat ne Gitarre und der andere nen Schlagzeug. Wir haben Songideen und legen einfach los

3.Welche Bands, außer WTZ, die ihr gecovert habt, haben euch inspiriert und welche Bands hört ihr so bzw könnt ihr empfehlen?

Zippo: Mich haben vor allem die Abstürzenden Brieftauben, Wizo, Slime, NoFx, Daily Terror und Toxic Walls aber auch die ganzen Sampler wie die Schlachtrufe BRD Reihe oder die Punkrock BRD Reihe sehr inspiriert. Welche bands hören wir so, momentan kann ich Band ohne Anspruch und Abbruch sehr empfehlen. Aber auch die guten alten Klassiker wie Slime, Aufbruch, Molotow Soda, Alarmsignal, Die goldenen Zitronen usw. hören wir auch sehr gerne.

4.Was bedeutet dir Punk bzw das Wort Punk? Wie gehst du mit dem Motto „No future“ um, das man der Punkszene nachssagt und dass ihr im Stück „Totgeweiht“ anschneidet?

Zippo: Für uns bedeutet Punk frei zu sein, sich an keine Moral zu halten und seine Meinung öffentlich, aber auch verbal zu verteidigen. Es ist einfach eine Lebenseinstellung.

„No Future war gestern“ heißt es so schön, aber zum Thema „Totgeweiht-WTZ“, die Zukunft sieht schon lange nicht mehr positiv aus und der Text passt auch heute einfach nur viel zu gut nur das man „Russen“ mit „Koreanern“ ersetzen könne.

Rattich: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

5. Was hältst du von Anarchie?

Rattich: Kein Gott Kein Staat Kein Vaterland. Vertrau keiner Regierung mehr. Mehr haben wir dazu nicht zu sagen

6. Was wollt ihr mit eurer Musik bewegen? Gibt es etwas, gegen das ihr euch abgrenzt?

Zippo: Wir wollen nachdenkliche Mukke machen, aber auch so dass man Spaß dabei, hat über unsere Texte nachzudenken. Wir grenzen uns gegen rechtes Gedankengut sowie Frauenfeindlichkeit und Tierquälerei ab, und alles andere was man noch in die rechte Ecke packen kann. Wir wollen Gleichberechtigung für Jedermann, das niemand besser als der andere ist und das alle das gleiche Recht und die gleichen Ansprüche auf alles haben können.

Rattich: Kein Mensch ist illegal! Leben und leben lassen, tauscht euren Hass gegen Liebe ein, das gilt auch für die Szene intern. Scheiße wir hier sind alle Punks und haben ne linke Einstellung, also respektiert euch gegenseitig so wie ihr seit und schließt niemanden aus nur weil er erst nur 2 Jahre lang Punk Rock hört und nicht 10 Jahre und vielleicht noch nicht so viel Ahnung von der Szene hat wie manch anderer. Das war vielleicht ein bisschen weit ausgeholt, aber was wir damit sagen wollen, wir machen Musik für jeden. Und jeder kann sich daran möglicherweise erfreuen. Egal ob Neuling in der Punk Szene oder alter Hase.

7. Wie sind die Songs von euch entstanden zB der Song „Grenzen“, der mir so gefallen hat? Wie geht ihr so an neue Songs heran?

Zippo: Grenzen ist lustiger weise durch einen Spruch von Freunden von mir entstanden. Jemand meinte zu mir ich solle meine Grenzen kennen und ich meinte daraufhin: „Grenzen hier und da, darf man den überhaupt noch irgendwas ohne sich abzugrenzen?“ Und so ist die Song Idee entstanden, aber gleichzeitig auch weil Grenzen einen aufhalten alles zu sehen, alles erleben zu können.

Der Song „Punkpolizei“ ist durch eine Facebook Gruppe entstanden, aber auch wegen „du darfst das nicht und dieses nicht sonst bist du kein Punk“ Aussage.

Wenn ich eine Textidee habe, suche ich mir Akkorde/Riffs die zum Refrain passen da ich den Refrain immer als erstes schreibe und darauf baut sich der ganze Song dann auf. Danach wird geklärt ob wir irgendwo Verbesserungen machen können aber wir sind meistens zufrieden mit dem Ergebnis das wir bereits haben.

8. Wie sind die Videos entstanden?

Zippo: Wie sind die Videos entstanden … Wenn du jetzt explizit das „Totgeweiht“ Cover von mir ansprichst, ich hatte den Song aufgenommen und danach entschieden „Ach komm machste noch n paar Aufnahmen dazu“ so ist das Video dazu entstanden.

Rattich: Es werden aber im Laufe der Zeit noch richtige Musikvideos zu bestimmten Songs entstehen. Schaut euch mal Wunderbarisierung von Abbruch an, in diesem Stil würden wir gerne auch unsere Musikvideos in Zukunft „produzieren“.

9. Probt ihr regelmäßig? Wie sind die Proben so organisiert?

Rattich: Bei uns spielt Bier absolut keine wichtige Rolle bei den Proben. Ansonsten keine weitere Aussage.

10. Für wann plant ihr einen Tonträger, oder eine Liveshow? Hat sich schon Interesse an Türschloss gezeigt? Was ist der nächste Schritt in Sachen Band?

Zippo: Da wir gerade bei Liveshow sind. Wir spielen am 07.04.18 Im Kopernikus Hannover, zusammen mit noch drei anderen Bands.

Wird geil, kommt vorbei!

Es ist eine EP in diesem Jahr geplant, wann allerdings genau dieses Jahr wissen wir noch nicht. Vielleicht wird es auch sogar ein ganzes Album geben aber das entscheiden wir alles irgendwann. Was allerdings feststeht, dass diese Kostenfrei zum Download zur Verfügung stehen wird. Das wären auch die nächsten Schritte für unsere Band.

Rattich: Wir machen das alles Non-Profit und so wird es auch immer bleiben. Wenn Leute zu unseren Konzerten kommen und Spaß an unserer Mukke haben, ist das immer noch wertvoller als Geld.

War das eine Spur zu schleimig? Egal, wir haben bis jetzt auf jeden Fall schon hier und da positives Feedback zu den Sachen die wir bisher gemacht haben bekommen, und das freut uns natürlich sehr.

11. Seid ihr schon mal aufgetreten und wenn ja wie lief das? Was war eurer bestes Konzert?

Zippo: Bisher noch nicht. Aber wir freuen uns riesig auf unser Debüt im Kopernikus Hannover.

Rattich: Es gab hier und da mal ein paar Akustik Auftritte in der Innenstadt Hannover. Das kann man aber nicht wirklich als Konzert ansehen.

12. Habt ihr Interesse daran, ein Label zu finden bzw habt ihr schon eins?

Zippo: In nächster Zukunft noch nicht. Wir wollen schauen wo hin sich das ganze entwickelt und was alles noch so passiert.

Rattich: Gerade, weil dies auch mehr ein „Spaß Projekt“ ist, als wirklich einmal groß raus zu kommen. Uns reicht, wenn wir eine Hand voll Leute damit erreichen können.

13. Was wolltet ihr immer schon mal gefragt werden?

Zippo: Da der erste Name der EP „Weil ich Scheiße bin“ hieß, wäre die Frage angebracht warum wir den so scheiße sind. ; )

Rattich: Will denn keiner wissen was für eine neue Hautcreme ich benutzte? Wieso fragt mich das keiner. Ich seh mindestes 20 Jahre jünger aus …

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Interview mit Lost Lyrics

  1. Laut Wikipedia macht ihr alle den Gesang, aber wer ist der, der den meisten Gesang macht, den man so als Sänger von Lost Lyrics kennt?

Holger: Ich singe und spiele Gitarre.

Kati: Da der Gesang eindeutig männlich ist, falls ich ja nun raus. Irgendwann kam Holger auf die Idee, dass ich mitsingen könnte, was ich, nach reiflicher Überlegung, dann auch tat. Aber bei dem bisschen, sollte es besser auch bleiben. 😉

  1. Euch gibt es jetzt schon seit 1990. Wie hat das damals angefangen und was hält euch noch so lange auf der Bühne?

Holger: Es fing damit an, dass unser damaliger Drummer Basti und ich eine Hardcore-Band beendet hatten und was Neues anfangen wollten, einen melodischeren Stil. Mit unserem Schulkumpel Karsten nahmen wir dann in der Sauna eines Freundes ein 4-Spur-Demotape auf, und schon konnten wir auch live spielen. Auf der Bühne zu sein ist schön, weil man zusammen eine musikalische Einheit darstellt und auch gleich sieht, wie es ankommt.

  1. Was ist euch wichtiger, (coole) Liveauftritte oder (professionelle) Aufnahmen?

Holger: In Zeiten des www erreicht man mit Aufnahmen gigantisch viel mehr Zuhörer als eine kleine Band wie wir mit Livegigs. Das kann auch seinen Reiz haben, aber meine Antwort ist klar: Wichtiger und bleibender sind die Aufnahmen, die man macht.

Steffen: Ich finde beides bedingt sich. Hat man eine schöne Platte hinbekommen und kann die Leute live damit begeistern und sie fügt sich gut zu den alten Songs, ist dass eine nette Kombi und das Monster wächst weiter 🙂 Live trifft man die Leute, hat den direkten Kontakt und somit auch das Feedback. Das ist Gold wert.

Kati: Beides coole Sachen. Da kann ich mich nicht entscheiden.

  1. Welche Gastsänger hattet ihr bisher auf euren Alben vertreten?

Holger: Fast bei jeder Hulk-CD, und zwar immer Bekannte, mit denen wir auch die Bühne teilen durften: Die SängerInnen von Vulture Culture, The Bates, Bash, Fuckin Faces, Projekt Kotelett und Pascow.

  1. Wie kam es, dass ihr damals von englischen Liedern zu deutschen gewechselt seid?

Holger: Das ging mit dem Labelwechsel und gleichzeitigem Besetzungwechsel einher. Versucht hatten wir das auch vorher schon, und die neue Besetzung 1995 fand das besser so. Außerdem haben wir echt gemerkt, dass deutsche Texte viel mehr beachtet werden und man mit englischen Texten in Deutschland austauschbar ist. Und wir wollen ja was sagen und verstanden werden.

  1. Welche eurer Songs sind eigentlich Coversongs? „Für immer wild (Punkrocks coming home)“ ist doch glaube ich im Original „Foodballs coming home“, oder? Und „Es fährt ein Zug nach nirgendwo“ ist ein Schlager, so viel ist klar.

Holger: Stimmt, von C. Anders aus den 70ern. „Für immer wild“ hat nur im Refrain diese Akkorde von dem Fußball-Lied, da klingt das ähnlich, ja so was. Die Coverversionen sind immer gekennzeichnet, und es waren in den 90ern einige. Mittlerweile covern wir kaum noch. Die Liste wäre gar nicht so kurz. Damals war das im Trend. Und es machte ja auch Spaß, aber als eigenständige Bands darf man das nicht übertreiben. Auf einer Split-CD mit NOE sind einige (die bis 1997) vertreten. Im Moment spielen wir wieder den „Daydream Believer“ von den Monkeys live. Und ich kenne auch Katis Lieblings-Coversong…

Kati: Mein Favorit ist eindeutig das Cover von Ideal, „Erschießen“.

  1. Ihr klingt nach sehr poppigem Punk, was haltet ihr eigentlich von Popmusik? Mit welchen Augen (oder Ohren) verfolgt ihr die aktuelle Musikszene in Internet, Radio, Fernsehen und auf Tonträgern?

Holger: Ich höre vielerlei Sachen und bin z.B. ein Verehrer der Beatles und der Who. Aber das, was man heute als Pop bezeichnet, interessiert mich nicht.

Kati: Leider viele zu oft mit offenen.Was einem da geboten wird, veranlasst einen eher dazu, beides geschlossen zu halten.

Steffen: Also das was sich da im Radio oder den Trendcharts tummelt, gibt uns glaub allen rein garnix. Diese klassische Radio Plastikbumsmusik gibt es ja irgendwie immer noch. Alles sehr weichgespült und bloß nicht Anecken wollen. Allerdings gibt es ja auch Bands mit subkulturellem Kontext, die eine breitere Öffentlichkeit erreichen in den letzten Jahren. Das find ich dann gar nicht verkehrt, wenn da gute Attitüde und klare Haltung einer anderen Klientel auch mal präsentiert wird z.B. Broilers, die ja nun auch Nr.1 Alben produzieren. Besser die als andere.

  1. Gibt es zu all euren Aufnahmen auch Vinyl? Wie wichtig ist euch Vinyl?

Steffen: Ich bin der totale Vinylfan. Das ist zum Glück wieder ein erwachtes Medium, was die Liebe zur Musik unterstreicht. Ich brauch da einfach dieses haptische Gefühl, etwas in den Händen zu halten, es zu berühren und dran zu riechen.Auch wenn ich denke, ich kann einen Fetisch da ausschließen 🙂

Freue mich wenn Bands sich Mühe geben mit dem Artwork. Das wertet total auf.
Hätte auch gerne von jeder unserer Alben eine Platte zuhaus stehen, leider ist dies in der Produktion auch nicht gerade günstig.

  1. Welche Bands machen den „Krautpunk“, um den ihr laut Wikipedia einen Bogen macht?

Und welche Bands dagegen mögt ihr und könnt ihr empfehlen. Welche Bands haben euch geprägt, was hört ihr gern und was empfehlt ihr in der aktuellen Punkszene für Bands?

Holger: Das sind die klassischen Deutschpunkbands mit uffta-uffta Musik, Politparolen und Phrasen. Wir machen Punkrock, der ja die Wurzeln im anglo-amerikanischen Raum hat, und dazu deutsche Texte. Und mich haben englische und amerikanische Bands viel stärker geprägt als deutsche. Als Bad Religion 1989 die „Suffer“ rausbrachten, war das für mich der heilige Gral. Eigentlich alles, was Dynamik und Tempo mit Melodie verbindet, und was auch rockt. Schaut euch einfach die Descendents an. Besser geht’s nicht. Neulich habe ich mir Skin of Tears angesehen; Steffen kennt sich aber bei der aktuellen Szene besser aus.

Steffen: Gibt ja mittlerweile wieder so eine Vielfalt in dieser „Szene“ , das man da durchaus den Überblick verlieren kann. Bands die wieder bewusst nach den frühen 80er Jahren klingen und sehr minimalistisch sein wollen und andere eher am Postpunk orientierte die halt in 2017 nun so klingen und das für sich als Punk definieren.
Ich kann beidem etwas abgewinnen. Ich kategorisiere aber nur noch nach GermanistenPunk und BierPunk die Bands ein, das macht es für mich am einfachsten 🙂

Aber es gibt eine rege kreative Szene und da lohnt es sich mit auseinanderzusetzen. Ich tue sowas gern und freue mich einfach über gute Musik. Egal ob Deutsch- oder Anderssprachig.

  1. Laut Discogs habt ihr euer Label gewechselt, von Nasty Vinyl zu Hulk Räckorz. Jetzt seid ihr bei  punk.de, wie kam es dazu? Und wo hat es euch warum am besten gefallen?

Holger: punk.de ist nur die Homepage von Hulk Räckorz. Da sind wir seit 1995. Wir hatten uns mit dem Fratz angefreundet, und für uns ist sein Label ideal: Er hat nur ein paar Bands (zu der Zeit brachten Nasty Vinyl pro Monat gefühlte 10 Platten raus), um die er sich so besser kümmern kann. Und es gibt keinen Druck, wir können etwas veröffentlichen wann und wie wir es wollen.

  1. Wie entsteht bei euch ein neuer Song? Kommt zum Beispiel erst der Text, dann die Melodie oder andersherum? Wie lange baut ihr an einem Song herum? Probt ihr viel?

Kati: Wir versuchen regelmäßig zu proben. Ohne geht’s auch nicht. Holger kommt meistens mit einer Idee und wir doktern dann halt ein bisschen dran rum. Irgendwann sind wir zufrieden und lassen es so.

  1. Für neue Bands ist es ja gar nicht so leicht einen Proberaum zu bekommen. Wo probt ihr eure Lieder, und habt ihr irgendwelche Tipps für die Proberaumsuche?

Kati: Oh, mein Lieblingsthema…der Proberaum. Geschichten könnte ich erzählen …. von Kälte, Hochwasser, nochmal Kälte, verschiedene Etagen und Gewächsen an den Wänden, die definitiv das Prädikat „gesundheitsgefährdend“ verdient hätten und und und! Ob ich nen Tipp für die Suche hätte? Ähhh, NEIN!

  1. Mit welchen Instrumenten und Verstärkern spielt ihr, wenn die Frage genehm ist.

Holger: Ich habe ein altes aber getuntes Marshall-Topteil (nur 50 Watt damit man es schön aufreißen kann) und Gibson SG Gitarren. Also ziemlich amtlich und ganz klassisch.

Kati: Bass = blau, Topteil = schwarz mit Lichter, Box = schwarz ohne Lichter.

Steffen: Ich spiele Schlagzeug und schlage dafür aber kein Spielzeug. Trommel momentan auf einem Tama Superstar Set und bin da recht zufrieden mit.

  1. Eure letzte Nachricht auf eurer Homepage ist das Jubiläumskonzert mit Sperm8 und Outsiders Joy. Wie war das Konzert in eurer Erinnerung. Was ist euch bei Gigs generell wichtig und was erwartet die Leute?

Holger: Einer kleinen Band wie uns ist es wichtig, dass es den Leuten, die kommen, gefällt, auch wenn es nicht viele sind. Wir hängen uns immer voll rein. Damit dann auch in dem Fall Stimmung aufkommt. Unser Jubiläumskonzert war ein Heimspiel in Kassel und das war prima. Und die beiden Mitstreiter an dem Abend kann ich natürlich auch wärmstens empfehlen.

Kati: Was die Leute erwarten? Hmm, das weiß ich natürlich nicht. Mir ist wichtig, dass wir gut spielen, die Leute mit und für unsere Musik begeistern können und alle ne gute Party haben.

Steffen: Finde es auch immer gut wenn man es schafft sich auf Augenhöhe zu begegnen und der Abend somit allen gehört. Den Leuten und uns als Band. Das Jubiläumskonzert blieb mir in guter Erinnerung. Viele Kumpels, die schon lange dabei sind und wir hatten an diesem Abend unsere gemeinsame Split Single mit Sperm8 veröffentlicht. Immer schön wenn man was Neues präsentieren kann.

  1. Welche Songs würdet ihr selbst als eure Wichtigsten bezeichnen? Gibt es ein Album auf das ihr besonders stolz seid? Ist es euch wichtig, euch zu steigern, oder wollt ihr lieber euch treu bleiben?

Holger: Nach so vielen Jahren war ich ziemlich zufrieden, dass wir so eine Scheibe wie die „Digiphobie“ raushauen konnten; stolz ist das falsche Wort, aber es ist nicht selbstverständlich, dass man immer noch neue Einfälle hat ohne sich selbst zu kopieren, was Relevantes zu sagen hat und das dann auch noch mit Power aus den Boxen haut. Mit zunehmendem Alter kann das auch schwieriger werden. „Child of my Time“ gab die textliche Richtung vor, die ich seitdem verfolgt habe, nämlich persönliche Aussagen mit öffentlichen zu verbinden. Da war ich 24. Und jetzt bin ich doppelt so alt. Der Song ist rückblickend absolut outstanding. Sich weiterzuentwickeln und gleichzeitig treu zu bleiben ist kein Widerspruch. Ich denke, wir machen beides nach wie vor.

Kati: Für mich ist die „Ansage“ die Bedeutsamste, weil es grundsätzlich meine erste Studioaufnahme und das die erste Lost Lyrics CD in der neuen Besetzung war. Aber die anderen sind natürlich auch toll. 😉

Steffen: In all den Jahren gibt es immer wieder Songs, die musikalisch und textlich gut und wichtig sind und ich freue mich dass Holger da weiterhin so kreativ ist und auch was sagen möchte, mit dem was er da so schreibt. Ich habe dieses Talent leider nicht.

  1. Was sind eure Pläne fürs neue Jahr 2017 und die Zeit darauf? Erwartet uns ein neues Album, oder eine Tour mit vielleicht einem Konzert in Düsseldorf bzw Umgebung?

Steffen: Wir haben Anfang des Jahres schon ein paar Gigs gespielt. Waren u.A. in Gelsenkirchen, Hamburg und der hessischen Provinz. Es darf gerne so weitergehen, aber eine komplette längere Tour ist eher unwahrscheinlich, aber schöne Gigs an den Wochenenden wollen wir auch weiterhin versuchen hinzukriegen. Düsseldorf kann uns kriegen, wenn es will. Meldet euch und ladet uns ein. Wir sind eine anständige Band  🙂

  1. Was möchtet ihr meinen Lesern gerne noch sagen?

Holger: Wir bedanken uns bei allen, die sich für uns interessieren und hoffen, noch eine Weile durchzuhalten.

Steffen: Stay tuned for Lost Lyrics!